Montag, 19. April 2010
Ian McEwan - Am Strand
Jawohl. Wieder einmal ein Beweis meiner Schnelllesigkeit (Für dieses Wort hätte ich gerne Markenschutzrechte!). Samstag gekauft. Heute in der Früh eingepackt zum lesen im Zug. Auf der Hinfahrt nach München bis zur Hälfte gelesen. Auf er Rückfahrt fast zu Ende gelesen. Daheim nochmal 10 Minuten hingesetzt und dann waren die 206 Seiten dieses Buches schon wieder vorbei. Schade.
Im Gegensatz zu Abbitte - wo ich wahrscheinlich immer den grandiösen Film im Kopf habe, was man ja eigentlich nicht tuen soll, aber - fand ich dieses Buch von Herrn McEwan sehr allerliebst. Und ich bin ganz gemein, weil meine dekorierten Gegenstände auf dem Foto haben rein gar nichts mit dem Buch zu tuen. Nix mit Friede, Freude, Sonne, Strand und Meer. Und einen Sonnenbrand bekommt auch niemand. (Trotzdem find ich mein Foto sehr allerliebst, so!)
Das Schlimmste am heiraten ist die Hochzeitsnacht. Zumindestens für Edward und Florence, 1962 im prüden England. Begierde und Befangenheit, Anziehung und Angst sind miteinander im Widerstreit in der Hochzeitssuite mit Blick aufs Meer. Die Nacht verändert das Schicksal der Liebenden - für immer.
So spricht der Klappentext. Und wie spreche ich?
Ich finde die Geschichte sehr allerliebst, das Ende weniger, ich hätte mir etwas mit mehr Happy End gewünscht. Ich kann sowohl Edward (!!!) als auch Florence verstehen. Gott, ich will nicht wissen wie ich mich da angestellt hätte. Irgendwie macht mir das Buch auch Angst mit so Sätzen wie:
So kann sich der Lauf eines Lebens ändern - durch Nichtstun.
Ich bin leider auch so eine Kandidatin, die lieber hundert Jahre schweigt, als einmal im richtigen Moment ihren Mund aufzumachen. Was mich bei Florence etwas genervt hat. Was ich aber wie gesagt wahrscheinlich auch genauso machen würde. Sehr traurig das. Ich denke damit bringe ich Hasö auch regelmäßig an den Rand der Verzweiflung.
Aber da ist dieses Buch ja sehr fein, weil es einem zeigt, dass das eben nicht der richtige Weg ist. Dass man damit auch alles zerstören kann. Dass manchmal ein Wort reicht um das Leben für immer zu ändern. Oder eben Nichtstun.
Abgesehen davon ist mir noch eine sehr grandiöste Stelle im Gedächtnis geblieben:
In einem fortschrittlichen, modernen, für angehende Bräute angeblich hilfreichen, in fröhlichem Ton verfassten Handbuch mit vielen Ausrufezeichen und numerierten Illustrationen war sie auf Übelkeit erregende Worte und Wendungen gestoßen: Schleimhaut etwa oder das bösartig glitzernde Wort Penisspitze.
"Bösartig glitzerndes Wort" - Oh wie allerliebst! Oh wie poetisch! Hach. Das begeistert mich gar sehr. Ausserdem spüre ich den tiefen Wunsch auch so ein niedliches Handbuch zu besitzen. Jetzt sofort.
Vielleicht könnte ich da dann auch so tolle Ratschläge finden wie FrauLiebe:
"Die Menstruation ist etwas Natürliches und braucht nicht hinderlich zu sein. <...> Allerdings solltest du an diesen Tagen nicht schwer heben oder lange Fußmärsche unternehmen, da das nur die Blutung verstärkt. Auch solltest du nicht turnen und baden. Dafür musst du dich täglich mehrere Male warm waschen. <...> Setze deinem Waschwasser einen Schuss Sagrotan zu. Das ist wichtig weil man sich an diesen Tagen immer ein bisschen elend fühlt und ungepflegt."
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1 Kommentar:
Ich hab das Buch auch seeehr geliebt, stimme aber (Mädchen, die wir einfach sind) mit dir wegen dem Unhappy End überein!
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