Dienstag, 18. Mai 2010

Des Kaisers Kinder - Claire Messud

Ha! Fast genau einen Monat nachdem ich eben jenes Buch aus dem Titel gekauft habe, bin ich nun fertig. Was nicht bedeutet, dass ich einen Monat daran gelesen habe, weil ich ja davor schon "Am Strand" las (Links! Links sind das neue Schwarz!) und ich nebenbei noch New Moon lese und das sehr feine Buch von Frau Clinton auf englisch (was wirklich toll ist und ich verstehe recht viel, wenn auch nicht alles, aber das meiste aus dem Zusammenhang, jawohl). Und heute kamen wieder zwei neue Bücher von Amazon, hach, das freute mich auch gar sehr, insbesondere weil ich mir nun doch ein Buch aus der neuen Brigitte-Buch-Edition gekauft habe, die mit den Liebesromanen, die die so hübsch aussehen, so schlicht, so einfach gehalten, so kinderhaft (das erinnert mich jetzt an Siddharta).

Ja. Ich wollte was zu dem Buch schreiben, nicht?

Ich hätte es von Anfang an wissen können. Allein das Cover hätte es mir sagen sollen! Alleine als ich im Klappentext las in welchem Jahr das Buch spielt. Und wo. Und dann, als das Buch sich immer mehr dem Ende neigte, die Monate immer näher zu dem Monat, zu dem Tag hinsteuerten, ich wusste es immer sicherer.
Am Ende des Buches erschüttern die Anschläge des 11. Septembers 2001 das Leben der Menschen in diesem Buche.
Hm.
Ich frage mich ja ganz ehrlich ob das sein musste.
Denn ehrlich gesagt, mir hat das Buch bis zu jener Stelle sehr gut gefallen. Und ich amüsierte mich immer gar sehr, dass eine der Protagonistinnen "Marina" heißt, ich mich aber eher mit ihrer Freundin Danielle identifizieren könnte. Könnte vielleicht auch daran liegen, dass ich desöfteren eine ziemlich ungesunde Begeisterung für ältere Männer habe und eben jene Danielle mit dem Vater von Marina, Murray, eine Affäre beginnt (amüsanterweise stelle ich mir diesen Murray irgendwie vor wie Literaturkunde-Lehrer, weil Murray klug und so, und er ist Journalist/Schrifsteller/kluger Mann von Beruf).
Marina selber finde ich etwas - hm. Nervig. Ein bisschen. Armes verwöhntes Papa-Mehdchen, welches seit Jahren an einem Buch schreibt (über Kinderkleidung im Wandel der Jahre ... waaaaaaaaaaaahnsinnig interessant, nicht?) und dann schwuppdiwupp einen australischen Journalisten heiratet, der ihren Vater hasst und eigentlich in New York eine Zeitschrift rausbringen wollte, aber dann kam ihm unglücklicherweise der 11. September dazwischen und die Zeitschrift kommt nicht an den Start und er versucht dann am Ende des Buches in Großbritannien einen Job zu bekommen. Ob er Marina wirklich liebt - keine Ahnung. Irgendwie ist das eine Frage, die das Buch nicht beantwortet.
Es gibt noch Julius, den schwulen Freund von Marina und Danielle (muss ja schwul sein, ist ja New York und ausserdem müssen Frauen ja anscheinend IMMER einen schwulen Freund haben ...), welcher etwas erfolglos durchs Leben schlappert, sich trotzdem gut über Wasser hält, einen Freund abkriegt, schlussendlich aber wieder alleine ist. Ein wenig verändert.
Und schlussendlich läuft noch Bootie durch das Buch. Bescheuerter Name. Eigentlich Frederik. Der Neffe von Murray. Er ist ein wenig eigenartig. Und bescheuert.
Ganz ehrlich.
Nachdem er nämlich am 11. September dem Einsturz der Türme entkommen ist, beschließt er, einfach mal so zu tun als wäre Bootie jetzt gestorben und ein neues Leben anzufangen als Ulrich, irgendwo weit, weit weg von New York.
Und seine Mutter denkt er ist tot. So wie alle Anderen das auch denken und es gibt einen Gedenkgottesdienst und all das und das finde ich schon recht makaber.
Danielle entdeckt ihn dann bei ihrem "Erholungsurlaub" (weil Murray dann schlussendlich doch mehr an seiner Fraun hängt als an Danielle. Was sehr traurig ist, irgendwie. Aber auch verständlich. Sonst wäre das Buch ja - provokant. Das geht ja nicht. Und irgendwie kann ich das Gefühl von Danielle so gut nachvollziehen, wie sie vor ihrem Spiegel steht und 37 Pillen vor sich liegen hat, Scotch in einer Flasche und sie ihre Zehen beobachtet, wie sich diese "wie Maden in die Badematte bohrten" ...) wie er als Kellner in einem Hotel arbeitet. Nicht mehr Bootie sondern eben Ulrich. Und irgendwie habe ich das Gefühl, dass der Bub nicht versteht, was er da angerichtet hat.
Es wird auch nicht aufgelöst.

Insgesamt war das Buch doch schon fein. Sag ich ja eh immer, irgendwie. 4 von 5 Punkten.

Nun habe ich wieder das ganz schlimme Problem, was ich als nächstes lesen soll. Also abgesehen von den zwei englischen Büchern, die les ich ja "nur" nebenbei, to improve my english. Solch ich das Brigitte-Buch lesen (Salz und sein Preis, ein Buch über eine lesbische Liebesbeziehung in den 1940er Jahren) oder "Die Dirne und der Bischof", was mich irgendwie die ganze Zeit schon anlacht.
Oder was ganz anderes. Hmmmmm.

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