Dienstag, 2. August 2011

Good bye, Logo

Weil ich so wahnsinnig stolz bin mein DRITTES Buch in diesem Jahr fertig zu haben (Gott, ich schäm mich immer noch so sehr, aber wenigstens hab ich jetzt Hasö überholt, yay!) und weil ich das Thema sehr interessant finde, nun ein etwas längerer Beitrag mit lustig-tollen Zitaten, welche ich gelb markiert habe im Buch (sehr professionell!).

Das Buch - Good bye, Logo von Neil Boorman.

Um was geht es?

Neil Boorman aus London, selbst in der Werbebranche tätig, stellt fest, dass sein Leben extremst von Marken beherrscht wird. Er ist nicht nur kauf-, sondern auch markensüchtig. Er legt wahnsinnig viel Wert auf sein Äußeres und darauf was andere über ihn denken könnten. Umgekehrt macht er sich auch wahnsinnig viel Gedanken darüber wie sich seine Mitmenschen anziehen und - überspitzt gesagt - ob er sie deswegen mag oder nicht.
Um von dieser Markenabhängigkeit, die sein Leben bestimmt loszukommen beschliesst er alle seine Markenartikel zu verbrennen. Burn! Burn! Burn!
"Ich verbrenne alle meine SAchen, und zwar aus Protest gegen den Konsumterror, den Marken zu verantworten haben."
Und darüber hat der junge Mann erst ein Blog und darausfolgend ein Buch geschrieben, welches ich nun gelesen habe.

Besonders interessant an diesem Buch fand ich nicht nur die Schilderungen von Boorman wie er mit dem "Verlust" der Marken umgeht, sondern auch die vielen Informationen zu Werbung und Marken an sich. Deswegen möchte ich hier gleich eine sehr nette Zahlenansammlung aus dem Buch zitieren:

Durchschnittliche Anzahl von Werbebotschaften, der wir pro Tag ausgesetzt sind: 3000
Durchschnittliche Anzahl von Markennamen, die ein Zehnjähriger im Kopf hat: 400


Das ist doch schon mal ein guter Anfang.
Ob ich wirklich jeden Tag mit so vielen Werbebotschaften überflutet werde, kann ich irgendwie nicht einschätzen. Was ist alles eine Werbebotschaft? Was ist alles eine Marke?
Dieses Problem hatte Boorman auch. Sind Kaufhäuser auch Marken? Sind Eigenmarken Marken? Definiere ich mich wirklich über die Marke meiner Zahnpasta?

Das Marken einen großen Einfluss auf unser Leben haben, wird wohl niemand bestreiten. Ich fand auch das Konzept Family Brand sehr interessant. Family Brand sind Produkte, die wir unser Leben lang kaufen, weil wir sie mit glücklichen Erinnerungen aus der Vergangenheit verbinden.

Boorman schreibt dazu:
"Zu meinen glücklichsten Kindheitserinnerungen gehören die Samstagnachmittage, an denen ich mit meinen Eltern dort [bei McDonalds] war und einen einfachen Hamburger und eine kleine Portion Pommes aß. ('Mein Sohn, eines Tages wirst du groß genug sein, einen Big Mac zu essen!'). Meinen zehnten Geburtstag feierte ich bei McDonald's - ich bekam die Fritteusen, den Kühlschrank und alles andere gezeigt. Mir wird klar, dass multinationale Marken wie diese zu den Erinnerungsbausteinen in meinem Leben gehören."

Eigentlich ist es ja schon witzig, dass wir uns unterbewusst von Werbung beeinflussen lassen Marken zu kaufen, damit wir uns besser fühlen. Insbesondere weil wir alle sagen würden, dass uns Werbung nicht beeinflusst. Schließlich wissen wir, dass Werbesprüche nicht immer die Wahrheit sagen. Boorman schreibt dazu auch, dass wir eigentlich wissen, dass die Creme X uns nicht in ein Supermodel verwandelt. Trotzdem hat diese Werbung Auswirklungen auf unser Denken, Fühlen und Verhalten und zeigt im Laufe der Zeit auch irgendwann Wirkung.
Beängstigend, ein bisschen.
(Yeah, wer hat den Marketing-Schwerpunkt gewählt? :D )


Die Suche nach markenfreien Produkten erweist sich für Neil auch etwas schwierig. Er findet keine markenfreie Zahnpasta und macht sich dann daran selber eine herzustellen. Klamotten gibt es nur noch aus dem Army-Shop und von "Oxfam", ich hab leider keine Ahnung was das für ein britischer Laden ist. Und am meisten fehlt ihm - normales Toilettenpapier. Er benutzt irgendwelches aus dem Hausmeisterbedarf (was es nicht alles für Läden gibt ...).

Man merkt bei der Lektüre des Buches, dass wir uns das Leben durch Marken schon sehr einfach machen. Wir müssen beim Kauf einer Wasserflasche nicht ewig die Inhaltsstoffe durchsuchen, wir kennen "unsere" Marke und greifen blind danach ins Regal, weil wir der Marke vertrauen. Wir scannen unsere Mitmenschen nach Labels ab und sortieren sie in Schubladen. Wir bevorzugen eine bestimmte Marke, weil wir uns mit ihr identifizieren und möchte, dass andere Menschen uns mit den Schlagwörtern der Marke gleichsetzen.

Und nun?

Werde ich alle meine Markenprodukte verbrennen?

Nee.

Ich weiß, dass das total doof ist, aber ich werde sicherlich nichts an meinem Kaufverhalten ändern. Weil ich der Meinung bin, dass ich nicht unbedingt der wahnsinnige "Markenjunkie" bin (falls jemand einer anderen Meinung ist, bitte sagen! Vielleicht merk ich das ja gar nicht).
Ich besitze kein einziges Produkt von Apple (Yay me!) und definiere mich auch nicht wirklich über mein Handy. Meine Klamotten sind meist von H&M und ich erkenne auch meist bei anderen Leuten H&M-Dinge, ist auch nicht so besonders schwer, weil Massenware. Wahrscheinlich mag ich H&M, weil ich mit den Attributen von H&M in Verbindung gebracht werden will. Wobei ich mir nicht so ganz sicher bin, was diese Attribute sind. Jung? Normal? Angepasst? Relativ modern? Neutral?
Ich hab mir letztens eine Zahnpasta von Colgate gekauft, weil die angeblich die Zähne weißer macht. Werbebotschaft! Ha!
Vor ein paar Jahren hatte Nivea mal eine sehr schöne Kinowerbung, die höchstwahrscheinlich auf das Family brand Ding abgezielt hat und ich hab mir dann einige Zeit später eine Nivea-Creme gekauft, was ich früher nicht getan habe.
Ich mag die momentane Werbung von Coca-Cola "125 Jahre Lebensfreude", welche absolut gar nichts mehr mit dem Produkt zu tun hat (überhaupt sieht man in der Werbung nur einmal kurz eine Coca-Cola-Flasche) und trotzdem wissen wir alle für was diese Werbung wirbt und wir alle verbinden damit etwas.

Ja. Ich gebe dem Buch 4 von 5 Punkten (meine neue Bücherliste funktioniert! Die Formel hat die Punktezahl in die richtige Spalte gezogen! Yay!). Interessante Einblicke in die Wirkung von Werbung und Marken.

Und nun muss ich mal durchgucken was ich als nächstes lesen mag/soll/werde.

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