Sonntag, 18. Dezember 2011

Seekuh mit Knien - ein Nilpferd


Die Jugend von Heute! Gestern noch auf einem Hipster-Konzert (also - metaphorisch gestern, ne) und heute, heute in die Oper!

Man sah sich an - Lulu. Von Alban Berg.
Der diese Oper nicht vollendet hat, weil er vorher gestorben ist und eigentlich hat seine Frau dann verboten, dass die Oper vollendet wird, aber dann hat man das anscheinend einfach ignoriert und deswegen gab es dann heute doch 3. Akte, weil Herr Eberhard Kloke den 3. Akt einfach noch hinzugefügt hat, der Fuchs!

Diese Dinge erfährt man wenn man zur Einführung geht, welche vor der Oper stattfand (oder wenn man nochmal kurz auf die Homepage guckt. Als ob ich mir Namen merken könnte ...).
ABER!
Wie Herr Bruder und ich gerade herausgefunden haben, hat die Einführungsdame auch sehr viel Schwachfug erzählt! Und kann anscheinend als Dramaturgie-Praktikantin (ich unterstelle mal, dass sie Praktikantin war/ist/dings) die Rollen im Stück selbst nicht auseinanderhalten ...
Weil nämlich.
Sie sagte, dass einer der Schauspieler/Sänger/Opernmenschen bei der Uraufführung von Lulu mit zum ersten Mal 3 Akten dabei war. Und, dass dieser Opernmensch gleich am Anfang einen gaaaanz kurzen Auftritt hat und dann nochmal und er fällt auf die Knie und obwohl er schon soooo alt ist kann er das auch ohne Knieschoner, haha.
Jedenfalls.
Der alte Opernmensch war gar nicht der Mann ganz am Anfang, sondern der Bettler! Weil nämlich der Mann ganz am Anfang überhaupt gar keinen Text hat (Oh, falsch. Er sagt "Ihr Hunde!" und dann stirbt er an einem Herzinfakt) und der Bettler sehr wohl, nur der Bettler fällt nicht auf die Knie!
Das ist doch alles verwirrend!
Wir haben uns nämlich dann auf dem Heimweg dazu Gedanken gemacht und dachten, dass der alte Opernmensch bei der Urururvorführung 1937 dabei war und dann wäre der alte Opernmensch nämlich erst 12 gewesen und hätte dann angeblich eine Hauptrolle gehabt und in unseren lustigen Hirnen wurde daraus dann eine Schüleraufführung und der alte Opernmensch war Lulu. Hihi. Was hatten wir Spaß.
Jedenfalls ist das gar nicht so und die Einführungsdame hat gelogen. So ist das nämlich!

Kommen wir zurück zur Oper (meine K-Taste klemmt, mein Leben gerät aus den Fugen!).

Prinzipiell fand ich es ganz nett. Wenn die nicht ständig gesungen hätten ...
Ja!
Ich weiß. Oper. Singen. Haha.

Aber ich dachte mir immer "Irgendwie wäre das als normales Theaterstück sehr viel toller", weil nämlich das Gesinge hörte sich immer so an als würden lustige Mensche (wie beispielsweise Bruder und ich beim Nachhauseweg) einfach alles was sie sagen kurzerhand singen.
Und ich dachte irgendwie bei Opern ist das - so wie bei Musicals. Also. Dings. Das Singen ergibt Sinn oder so.
Selbst bei High School Musical ergibt das Singen Sinn.
(Oh Gott, ich werde gesteinigt. Ich vergleiche Opern mit High School Musical ...)

Ja. Komisch.

Was auch komisch ist. Die eigentliche Hauptdarstellerin war gar nicht da, dafür war eine andere Hauptdarstellerin da (Ach?) und ich wüsste jetzt gerne warum die eigentliche Hauptdarstellerin nicht da war und warum die andere Hauptdarstellerin nicht die rote Perücke getragen hat, welche man auf den Fotos im Internet sieht?
Dafür war die Leopardenleggings sehr schick. Und das Ballerinakostüm! Und sie hatte auch ein rotes Kleid an, wie ich! Ich bin Lulu! Nicht.

Die anderen Opernbesucher - ich war ein bisschen enttäuscht, dass die gar nicht so aussahen wie im Fernsehen. Also. Mit Pelz und Perlen und so. Da hatte wer eine Jeans an!!! Und in meiner Reihe saßen genau - 3 Leute. Ich und ein älteres Ehepaar (muss ich wirklich "älteres" dazuschreiben? Eigentlich ist das so wie tote Leiche. Oper = Ältere Menschen. Hihi. Böse Klischees und so) und wir saßen auch noch direkt nebeneinander, hach. Bruder saß eine Reihe vor mir. Aber er wollte ja nicht in Reihe 14 kommen, der Snob.

Fazit:

Mitlesen bei Opern ist irgendwie doof, aber man macht es dann doch unbewusst manchmal. Der Dirigent hat vor lauter emotionalen Herumgefuchtel kurz vorm Schluss des 2. Aktes seinen Dirigentenstab verloren, hihi. Ich mag das Theater von innen. Das sieht so hübsch 70er Jahre-mäßig aus. Vor der Tür beim Rausgehen hat uns jemand ein Flugblatt in die Hand gedrückt mit den Worten "Werbung für das Theater gegenüber" (erst im Zug ist uns aufgefallen, dass das einfach nur ein Schmäh-Flugblatt gegen eine Augsburger Richterin anscheinend ist UND gegenüber vom Theater ist das Amtsgericht, das ergibt also auch noch Sinn! Ein witzer Mann war das also). Ich habe sehr viele schöne Postkarten mit höchst weisen Sprüchen mitgenommen.
"Da verblutet meine Verlobung!"

Blut, ja! Blut kam viel zu wenig vor.

Keine Kommentare: