Dienstag, 16. April 2013

Das Experiment - Die macht das wirklich! Zwei Wochen am Stück als Arbeitslose: Folge 1

Ich finde, es sollte einen bundesweiten Wettbewerb um die Titel "Bester Arbeitsloser/beste Arbeitslose" und "Schlechtester Arbeitsloser/schlechteste Arbeitslose" geben. Denn für das Jahr 2013 gäbe es dort schockierenderweise einen Doppelsieger. Mich! Als Streber-Arbeitslose mit vorbereiteten Unterlagen sowie als Arbeitslose, die in einer Woche zwei Vorstellungsgespräche und zwei Zusagen bekommt, habe ich mir diese Titel redlich verdient. Und ich finde, ich schulde meiner Fanbase (und auch RTL, die sich sicherlich für eine Verfilmung interessieren) eine ausführliche Beschreibung, wie ich zu dieser Ehre gekommen bin (eine Schärpe! Ich hätte gerne eine Schärpe). Deswegen folgt nun die mehrteilige Reihe "Das Experiment - Die macht das wirklich! Zwei Wochenam Stück als Arbeitslose".

Alles begann an einem regnerischen Tag. Ich vermute mal, dass es an dem Tag gar nicht regnerisch war, aber es hört sich einfach viel toller an. Jedenfalls begab es sich, dass ich eine Zusage für ein Praktikum und einen Praktikumsvertrag vor mir liegen hatte. Das Problem dabei hatte ich ja schon mal kurz angesprochen. Deswegen wurde der Vertrag nicht unterschrieben und ich meldete mich arbeitslos. Tipp für alle Menschen: Nicht die doofe 0180-Nummer vom Arbeitsamt wählen, sondern im Internet nach der kostenlosen Festnetznummer des jeweiligen Standorts suchen. Das ist billiger. Wuhu! Ich war dann also im Arbeitsamt, habe denen gesagt, dass mein Praktikum ausläuft und ich für danach nichts mehr habe. Prinzipiell ging es mir auch nicht darum, Arbeitslosengeld zu bekommen, ich wollte nur versichert sein. Der nette Mann vom Arbeitsamt stellte dann fest, dass ich prinzipiell sogar noch Anspruch auf Arbeitslosengeld I gehabt hätte, da ist aber die Erlöschungsfrist im Februar abgelaufen, weil noch von meiner Ausbildung war und leider nur vier Jahre lang läuft. Hm. Joah. Hieß also - kein Arbeitslosengeld I für mich, ziehen Sie nicht über Los, streichen Sie keine 4000 Euro ein, sondern begeben Sie sich auf direktem Wege zum ... Jobcenter! BambambamBAM! 
Der Ort, an dem RTL Castings für "Mitten im Leben" abhält. Jedenfalls in meiner ignoranten, vorurteilsbehafteten Vorstellung. Weswegen ich das ganze dann auch nicht mehr wirklich lustig fand und des Öfteren abends geheult habe, weil mich das genervt hat. Schließlich hatte ich gerade meine Bachelor-Urkunde bekommen. Und jetzt durfte ich Arbeitslosengeld II beantragen. Dafür hatte ich nicht studiert. So überhaupt gar nicht. So war das nicht vorgesehen und so wollte ich das auch nicht. Aber. Ich hatte keine andere Wahl, deswegen ging ich zum Jobcenter, zog meine Nummer und wartete. Im Warteraum saßen nicht so viele Menschen, vielleicht insgesamt zehn oder zwölf. Und davon sahen vielleicht höchstens zwei aus, als könnten sie mir schon einmal im RTL-Programm begegnet sein. Trotzdem hatte ich irgendwie Angst, mein mitgebrachtes Buch rauszuholen. Oder mein Handy. Total dämlich, war aber so.
Als meine Nummer dran war, erzählte ich der Frau am Schalter, dass man mich vom Arbeitsamt hierher geschickt hatte, wegen der Erlöschungsfrist. Ich bekam einen Zettel, auf dem ich begründen durfte, warum ich Arbeitslosengeld II beantrage und wurde wieder zum Warten geschickt. Ich füllte den Zettel aus, wartete und schließlich wurde mein Name aufgerufen, wuhu. Ich ging mit dem Mann in sein Büro, erklärte noch einmal, warum ich da war und bekam dann erstmal einen Haufen Formulare mit. Und weil es so schön ist, bekam ich auch gleich noch einen Haufen Formulare für Herrn Gatsby mit, denn laut Jobcenter-Mann wären wir eine Bedarfsgemeinschaft. Dazu aber dann noch später.
Mit meinem Haufen Formulare wurde ich weitergeschickt zur Abteilung" Markt und Integration", durfte kurz warten (und amüsierte mich, dass dort im Wartebereich zum Teil die gleichen Personen saßen, wie vorher, nur waren die eben vor mir dran gewesen) und wurde schließlich in einem Büro über meinen Lebenslauf abgefragt. Als Streber (!!!) hatte ich meinen Lebenslauf schon ausgedruckt vorbereitet und konnte den der Dame überreichen, woraufhin sie vor Freude fast in Tränen ausgebrochen wäre. Glaube ich. Sie war auf jeden Fall angenehm überrascht. Ha! Pluspunkte für mich!
Wieder zurück in den Wartebereich und dann als letzte Station zu meiner Vermittlungssachbearbeiterin (keine Ahnung, ob das der offzielle Begriff ist. Ich nenn das jetzt mal so). Diese trug mich dann mit meinen Daten in der JOBBÖRSE ein. Und anscheinend kommen eher weniger oft Menschen mit abgeschlossenem Studium zu ihr, denn sie wusste am Anfang erstmal nicht, wie sie das Studium dort eintragen sollte. Ich bekam dann eine Auswahl an Jobvorschlägen, aus denen ich mir drei aussuchen durfte, um dort Bewerbungen hinzuschicken. Und was für Jobs waren das? Bürokauffrau, Bürokauffrau, Sachbearbeiterin ... Joah. Denn für Buchhändler - gab es nichts. Für Bachelorstudenten mit Schwerpunkt Marketing - gab es nichts. Jedenfalls nichts, wo man nicht 5 Jahre Berufserfahrung gebraucht hätte. Sehr gut. Naja. Ich hatte der Sachbearbeiterin ja auch gesagt, dass ich eigentlich nur was für die Übergangszeit bis Oktober suche, weil ich danach wieder studieren möchte. Fand sie prinzipiell gut, nur meinte sie, ich sollte das in den Bewerbungen lieber nicht erwähnen ...
Dann durfte ich nach Hause. Und habe am nächsten Tag schon einmal angefangen die Formulare auszufüllen und die drei erforderlichen Bewerbungen zu schreiben. Um die Spannung schon einmal rauszunehmen - von diesen drei Stellen habe ich bislang noch nichts gehört. Ich vermute mal einfach, dass die eher nicht nach Studienabsolventen suchen ...

Und bevor der Text unnötig lang wird, mache ich hier eine Pause. Doch bleiben Sie dran für die zweite Folge von "Das Experiment - Die macht das wirklich! Zwei Wochen am Stück als Arbeitslose"!

3 Kommentare:

michaela wahnsinn hat gesagt…

ich bin gespannt wie es weiter geht...

lg

michaela

Susa hat gesagt…

Das Arbeitsamt hat selten bis nie Stellen für Buchhändler, da sprech ich aus leidvoller Erfahrung *seufz*.

Das Börsenblatt ist da die bessere Quelle ;).

Liebe Grüsse aus Essen

Gigajob-Stellenanzeigen hat gesagt…

Ist auf jeden Fall ein interessantes Projekt. Werde dann noch die anderen zwei Artikel dazu lesen! TOP!