Sonntag, 22. Februar 2015

Wir Glücklichen von Amy Bloom.


Originaltitel: "Lucky Us" - Aus dem amerikanischen Englisch von Kathrin Razum - Erschienen beim Atlantik Verlag (Hoffmann und Campe) - Februar 2015
(Vielen lieben Dank für das Leseexemplar!)

"Mögen die Scharniere unserer Freundschaft niemals rosten", sagte Iris. -
"Recht so", sagte ich, und wir hakten uns unter und kippten den Gin.
Die eine hält große Reden und träumt von einer Karriere in Hollywood die andere taucht am liebsten in Bücher ab und legt Frauen die Tarotkarten.
Iris und Eva könnten nicht unterschiedlicher sein, und doch sind sie Schwestern, die alles teilen: Das Glück, die zerbrochenen Träume, den nichtsnutzigen Vater - und den Glauben, dass es immer irgendwie weitergeht. Eine berührende Geschichte - so und und klein und wunderbar wie das Leben selbst.

Ich hatte mich sehr auf dieses Buch gefreut, weil ich derzeit die Zeitspanne der 20er bis 40er Jahre (muss ich schon dazu schreiben, dass ich natürlich 1920 bis 1940 meine?) total spannend finde. Wobei "Wir Glücklichen" schon eher am Ende dieser Zeit platziert ist. 1939 bis 1949, um genau zu sein. Und irgendwie hatte ich eine Mischung aus dem Anfang von "Die Glasglocke" von Sylvia Plath (als noch alles ganz fröhlich und nett ist), "Breakfast at Tiffany's" und ein bisschen Gatsby-Roaring-Twenties-Hollywood-Schick erwartet. Ist aber gar nicht so. Wobei ich damit noch leben könnte. Mich hat etwas anderes mehr gestört.

Hauptsächlich wird die Geschichte von Eva erzählt. Eva wird eines Tages von ihrer Mutter bei ihrem Vater abgesetzt (Mutter und Vater leben nicht zusammen, denn die Mutter ist die Affäre). Dessen Frau ist gerade gestorben, Eva lernt so zum ersten Mal ihre Halbschwester Iris kennen. Diese gewinnt jeden Vortragswettbewerb im Umkreis von 80 Meilen, versteckt das Geld vor ihrem Vater und haut eines Tages zusammen mit Eva nach Hollywood ab. Iris wird Schauspielerin, doch gerade, als ihre Karriere beginnen könnte, wird sie durch einen Skandal (OMG, sie ist lesbisch!) aus der Stadt verstoßen. Iris, Eva, ein Maskenbilder und der Vater, der plötzlich in Hollywood auftaucht, fahren zusammen mit dem Auto nach New York. Der Vater wird Butler, Iris Kindermädchen und Eva - macht nichts. Eva macht eigentlich im gesamten Buch nichts. Sie wird als sehr intelligent beschrieben, aber das wars dann auch schon. Obwohl Eva die meiste Zeit im Vordergrund steht, bleibt sie komplett farblos. 
Auf jeden Fall verliebt sich Iris in die Köchin der Familie, für die sie arbeitet, die Köchin hat aber einen Mann, der Mann wird wegen eines Spionageverdachts nach Deutschland abgeschoben, der Mann schreibt Eva Briefe, außerdem sind immer wieder Briefe von Iris eingestreut, die aus der Zukunft kommen, Iris und Eva besorgen für die Köchin ein Kind, die Köchin stirbt, Iris verschwindet nach England, der Vater von Iris und Eva stirbt, Eva bleibt mit dem Kind allein zurück, der Mann der Köchin taucht wieder auf, Eva will Medizin studieren und am Schluss kommt Iris wieder. Happy End. Hurra.

Mein Problem mit dem Buch ist, dass es zu viel will. Es will zu viele Geschichten auf einmal erzählen. Die Geschichte von Gus, dem Mann der Köchin, wäre alleine schon sehr interessant gewesen. Auch Iris, die Köchin und das Kind hätte man in ein einzelnes Buch stecken können. So drängt sich aber alles auf nur 330 Seiten, man springt von einer halben,unausgegorenen Geschichte zur nächsten, dazwischen gibt es ständig Briefe, bei denen ich immer verwirrt war, weil ich nicht verstanden habe, was sie nun mit der Geschichte zu tun haben und nebenbei wird versucht, der blassen Eva ein pseudointeressantes Leben zu geben. Denn während um sie herum die Menschen sprudeln, bleibt sie das stille Wasserglas. Das könnte auch ein interessanter Kontrast sein, ist es aber keineswegs. Insbesondere den Schluss fand ich eher langweilig, als plötzlich versucht wird, mit einer vollkommen aus der Luft gegriffenen Liebesgeschichte, Eva doch noch einmal aus dem grauen Einheitstopf zu ziehen. Das klappt nur leider nicht auf 10 Seiten.

Nun ja. Wenigstens hab ich beim Lesen noch zwei Vertipper gefunden (Seite 105 dunkelkhäutigen, Seite 216 ausgesreckt, und ich glaube, die Klammer auf Seite 272 wird nie geschlossen), das ist doch auch nett. Und ich mag die Schuhe auf dem Cover. Mindestens eine positive Sache sollte man doch nennen. Gut, das ist jetzt etwas gemein, so schlimm war das Buch nun auch wieder nicht. Nur mir war es ein wenig zu vollgestopft und trotzdem zu langweilig. Schade.

1 Kommentar:

Tobi hat gesagt…

Hallo Marina,

die Zeitspanne finde ich auch sehr gut. Die 20er bis 50er in der USA haben irgendwie immer eine ganz spezielle Stimmung.

Das Buch hört sich aber nicht so gut an, hätte ich aber auch vom Inhalt wahrscheinlich nicht gewählt.

Liebe Grüße
Tobi