Originaltitel: "My Salinger Year" - Aus dem Amerikanischen von Sabine Schwenk - Erschienen bei Knaus. - Februar 2015 - Vielen herzlichen Dank für das Rezensionsexemplar!
Mein erstes Buch, welches ich über das neue Bloggerportal von Random House bestellt habe. Deswegen kann ich auch gleich zum Bloggerportal sagen - schöne Sache. So hat man übersichtlich alle Verlage aus der Verlagsgruppe zusammen und ich muss mir nicht immer dümmliche Texte für Rezensionsanfragemails ausdenken. Darin bin ich nämlich kein König. Ich fühle mich dabei immer ganz schlecht.
Nun aber zu "Lieber Mr. Salinger" von Joanna Rakoff. Wobei zu diesem Buch ein kurzer Schwenk in die Buchbranche passt, denn schließlich geht es in diesem Buch um die Buchbranche.
Frisch von der Uni kommt Joanna Rakoff nach New York, um die literarische Szene zu erobern. Dort landet sie als Assistentin in einer Agentur für Autoren und wird in eine längst vergangen geglaubte Zeit katapultiert: Schreibmaschine statt Computer, kistenweise Fanpost an große Schriftsteller statt eigene Erfolge.
Während das alte Jahrhundert sich langsam dem Ende zuneigt, muss Joanna in der Stadt, die niemals schläft, ihren Weg in eine neue Zeit suchen.
(Der letzte Satz ist irgendwie arg furchtbar, denn der könnte auf jedem Buch über New York stehen und wahrscheinlich steht dieser Satz auch auf jedem Buch über New York)
Wie lange ich gebraucht habe, bis ich endlich verstanden habe, dass Joanna aus dem Buch die Autoren-Joanna ist. 100 Punkte für Lesekompetenz! Auf jeden Fall bekommt diese Joanna einen Job in einer Literaturagentur und ab diesem Zeitpunkt muss ich Joanna leider hassen, weil die einfach so einen Job in der Buchbranche bekommt. Einfach so! Ich will das auch! Das ist fast so gemein wie bei "Der Teufel trägt Prada", da bekommt die graue Maus auch einfach so einen Job bei einem Modemagazin. Gemeinheit.
Weiß der geneigte Leser, was eine Literaturagentur macht? In meinem Studium kam das überhaupt nicht vor, also darf ich eigentlich gar nicht wissen, was eine Literaturagentur macht, ich weiß es auch nicht so genau, ich weiß aber, dass Literaturagenturen Autoren vertreten und Verlagen Manuskripte anbieten und dass Verlage es fast lieber mögen, wenn sie die Manuskripte über Agenturen bekommen, weil damit quasi schon eine erste Qualitätshürde genommen ist. Außerdem verschicke ich in meiner Arbeit Pressespiegel an Agenturen, damit sie diese an die Autoren weiterleiten. Deswegen kann ich Agenturadressen sehr gut auf Briefumschläge schreiben.
Ja. Joanna. Agentur. Wir befinden uns in den 90er Jahren und die Agenturchefin glaubt nicht an Computer und deswegen muss alles an Schreibmaschinen getippt werden. Sehr schick. Die Agentur hat ein paar große Autoren, darunter - ratet! - J. D. Salinger. Der ganz viel Fanpost bekommt, der aber sehr zurückgezogen lebt und deswegen muss die Agentur die Fanpost mit einem Standardbrief beantworten. Den Joanna immer mit der Schreibmaschine abtippen muss. Welch großer Spaß.
Im Laufe des Buches lernt Joanna nicht nur das Agenturleben, sondern auch Salinger näher kennen (und sie hat vorher noch nie ein Buch von ihm gelesen und holt das auch erst sehr spät nach), wächst in ihren Job hinein und aus ihrer Beziehung heraus und ist nach einem Jahr bereit zum nächsten großen Schritt.
Mir hat das Buch ja insbesondere wegen dem Blick in die Buchbranche gefallen. Mit Literaturagenturen hatte ich bisher noch nicht so viel zu tun, deswegen war es spannend zu erfahren, was die Leute da so machen bzw. was die Leute in den 90ern da so gemacht haben. Ich würde mal behaupten, dass sich seitdem auch in diesem Berufsfeld viel getan hat. Und wenn sich das Buch stärker auf den Berufsteil konzentriert hätte, hätte mir das Buch womöglich besser gefallen. Die Beziehungsgeschichte (Liebesgeschichte möchte ich das nicht wirklich nennen) wirkte auf mich sehr störend bzw. hat mich diese immer wieder aus der ansonsten interessanten Geschichte herausgeholt. Teilweise wurden Namen von Agenturangestellten genannt und so getan, als müsste man die schon kennen und dann kommen die gar nicht mehr vor und ich war verwirrt, weil ich nicht wusste, wer das jetzt sein sollte. Dabei hat die Agentur gar nicht mal so viele Angestellte.
Ob das Buch auch für Salinger-Fans geeignet ist, kann ich nicht wirklich sagen. Ich hab bisher nur "Der Fänger im Roggen" gelesen und fand das wohl nicht so gut (wie viele Kommas in diesem Beitrag fehlen. Das schmerzt mich sehr). Und ich weiß nicht, ob ich dem Buch nicht eigentlich wahnsinnig viele Anspielungen auf Salinger enthalten sind, die ich nicht verstanden habe.
Lieblingszitat:
"Ich weiß nicht, was ein elektronisches Buch ist, aber die Rechte dafür werde ich nicht hergeben!"
Oh, und ich mag die erste Seite, weil die mich sehr stark an Sylvia Plath erinnert hat, was lustig ist, weil da auch Sylvia Plath erwähnt wird. Von der sollte ich wirklich mal wieder etwas lesen.
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