Freitag, 17. Juli 2015

Bora. Eine Geschichte vom Wind von Ruth Cerha.


Originalausgabe - Erschienen in der Frankfurter Verlagsanstalt - Juli 2015 - Vielen lieben Dank für das Leseexemplar!

Ein stürmischer Sommer, eine Geschichte von Flucht, innerem Rückzug und einer großen Liebe, der die Magie von Abschied und Neubeginn innewohnt.
"Ein Teil von mir wollte für immer dort bleiben, in der Geborgenheit der Nacht, zwischen den launischen Böen, den immer wieder von Neuem aufbrausenden Regengüssen, den unbefangenen Fragen. Ein anderer Teil jedoch eilte mir voraus, in den Tag, die klare Luft, das gleißende Sonnenlicht, das alle dunklen Ecken ausleuchten und scharfe Schatten werfen würde."

Mara, Schriftstellerin aus Wien, verbringt ihre Sommer auf einer kleinen kroatischen Insel. Auf welcher, verrät das Buch nicht, durch die Karte vorne im Buch dachte ich erst, es wäre Cres, meine kurze Recherche ergab aber, dass das auch eher eine Touristeninsel ist und die Insel im Buch ist das eben nicht. Dann ist es eben eine andere Insel. Vielleicht Unije. Eigentlich interessiert mich das auch nur, weil ich dort auch hin will. Ich will auch auf eine kleine kroatische Insel. Eigentlich sollte man "Bora" nur auf einer kleinen kroatischen Insel lesen dürfen. Wobei mir der Ort der Insel relativ egal ist. Hauptsache Insel. Hauptsache Meer.

Mara ist nun also auf dieser Insel und lässt sich treiben. Von der Bora, einem kalten Wind, der in dieser geografischen Gegend recht häufig auftritt. Und von Jugo, dem warmen Gegenpart. Mara läuft und Mara schwimmt und isst und lebt in den Tag, denn gerade kann sie nicht schreiben, ihr fällt nichts ein und deswegen fühlt sie sich schlecht. Eines Tages kommt Andrej auf die Insel, seine Eltern stammen von dort, er selbst ist in den USA geboren, dorthin sind seine Eltern in den 60er Jahren geflohen. Mara und Andrej kennen sich nicht und trotzdem gibt es zwischen ihnen sofort diese starke Anziehungskraft. Eine Kraft, die, trotz aller Leidenschaft, nicht vereinnahmt. Der Sommer vergeht und Mara und Andrej leben weiter. Zusammen. Getrennt. Auf der Insel. Und darüber hinaus.

Die Frankfurter Verlagsanstalt sollte dieses Buch nur zusammen mit einem Flugticket nach Kroatien verkaufen. Obwohl ich immer eine Wasser-Sehnsucht habe, war diese noch nie so stark wie beim Lesen von "Bora". Ich möchte auch eine Insel erkunden, klettern, schwimmen, Wein trinken (ich mag gar keinen Wein ..) und Fisch essen. Ruth Cerha beschreibt das Inselleben einfach, alltäglich, aber trotzdem prägnant, dass man das Gefühl hat, schon einmal dort gewesen zu sein (was ich für mich ausschließen kann. Ich war noch nie in Kroatien). Hinzu kommen mit Mara und Andrej zwei unaufdringliche Protagonisten (das Buch besteht aus drei ... nein, eigentlich vier Teilen, der erste und dritte Teil fokussiert Mara, der zweite und vierte Teil Andrej), deren Liebesgeschichte so dezent aufgestellt ist, eigentlich will ich das gar nicht Liebesgeschichte nennen. Zwischen den beiden herrscht einfach eine große Vertrautheit, die ohne große Worte auskommt.

Damals, ganz am Anfang, fielen uns die Worte aus dem Mund wie bunte Glasmurmeln, rollten hin und her, trafen mit freudigem Klackern aufeinander, wechselten die Richtung ganz nach ihrer eigenen Lust und Laune. Wie unsere Berührungen fanden sie ihr Ziel, falls es eines gab, ohne jede Anstrengung. 

Für mich ist "Bora. Eine Geschichte vom Wind" eine Sommerlektüre mit Anspruch, ohne anstrengend zu sein. 

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Tolle Rezension! Jetzt will ich das Buch auch lesen. Und ich fange an, nach Unterkünften auf kroatischen Inseln zu schauen, weil ich immer mal nach Kroatien wollte, bisher aber noch nie da war. Du hast mich jedenfalls sehr neugierig auf dieses Buch gemacht. :)

Viele Grüße,
Sarah

Marina hat gesagt…

Dann solltest du auf jeden Fall mit dem Buch nach Kroatien fahren, das stell ich mir jedenfalls sehr toll vor. :D