Again, again. In diesem Topf voller Bücher möchte ich gerne die acht Bücher vorstellen, die es mir ermöglicht haben, die magische Zahl der 70 gelesenen Bücher in einem Jahr zu erreichen. Denn diese acht Bücher habe ich in einem relativ kurzem Zeitraum von ungefähr knapp einem Monat gelesen. Von der glänzenden Perle bis zum Altpapiermist war alles dabei.
Mädchen für alles von Charlotte Roche. Wieder einmal wollte ich Charlotte Roche eine Chance geben, wieder einmal wurde ich enttäuscht. Bei "Feuchtgebiete" wühlte mir die Autorin zu sehr in der Igitt-Schublade, "Schoßgebete" gefiel mir doch relativ gut, in der Retrospektive bin ich mir aber nicht mehr sicher, warum genau. In "Mädchen für alles" verlässt Charlotte Roche die autobiografische Autobahn und beschreibt eine Frau, die, gefangen in einem langweiligen Leben mit langweiliger Ehe und langweiligen Verpflichtungen, den Aufstand probt, indem sie die Haushaltshilfe - das Mädchen für alles - verführt. Das könnte eine interessante Geschichte sein, ist es aber nicht. Obwohl mir Roches Stil immer noch zusagt, langweilte mich die Trübsal blasende Christine doch sehr durch ihr Selbstmitleid. Einzig interessante Stelle: In Christines Haus findet die Hochzeit des Bruders ihres Mannes statt und sie wünscht sich, dass die ganze Verwandtschaft bei einem Autounfall stirbt. Ein bisschen Biografie findet man also doch in allen Werke von Charlotte Roche. Bei mir hingegen wird man "Mädchen für alles" nicht mehr im Bücherregal findet.
Die Straße der Pfirsiche von F. Scott Fitzgerald. Ich mag Fitzgerald sehr gerne, weil er mich spielend leicht in meine Lieblingsepoche entführt. Doch alle Werke, die ich bisher von ihm gelesen habe, stehen im großen Schatten des großen Gatsbys und deswegen werde ich immer ein klein wenig enttäuscht. Für mich funktioniert Fitzgerald nur in Romanform, seinen kürzeren Texten fehlt der Schwung. So auch bei "Die Straße der Pfirsiche". Prinzipiell ist die Geschichte eine nette Road-Novelle, in der Fitzgerald zusammen mit Zelda von New York nach Alabama fährt und dabei allerlei kuriose Dinge erlebt. Doch das war es dann auch schon. Nett. Hinzu kommt, dass das sehr schmale Bändchen auch noch aufgeplustert wird mit Fotografien, deren Sinn ich nicht ganz verstehe (denn wenn ich das richtig sehe, ist darauf nicht das Ehepaar Fitzgerald zu sehen) und mit einem Essay von Zelda Fitzgerald, welches nichts mit der eigentlichen Geschichte zu tun hat. Ich vermute mal, der Verlag versucht so, künstlich auf 156 Seiten zu kommen, um die Geschichte überhaupt als Buch herauszugeben. Das hätte man sich - meiner Meinung nach - auch sparen können. Die nächste Kurzgeschichten-Sammlung von F. Scott Fitzgerald kommt bestimmt, da wäre sicherlich noch Platz drin gewesen.
Und du bist nicht zurückgekommen von Marceline Loridan-Ivens. Ein ebenso schmales Bändchen wie "Die Straße der Pfirsiche", wenn nicht sogar nicht dünner. Und doch mit deutlich mehr Inhalt. Wahrscheinlich hätte ich das Büchlein komplett übersehen, wenn es mir nicht von Tina quasi aufgezwungen worden wäre. Welch Glück! Marceline Loridan-Ivens erzählt von ihrer Zeit im Konzentrationslager Birkenau und der Rückkehr zu ihrer Familie. Sie überlebt, ihr Vater stirbt. Und im Gegensatz zu "Fieber am Morgen" kommt "Und du bist nicht zurückgekommen" komplett ohne Holocaust-Kitsch aus.
Goetheallee von Jens Wonneberger. Jens Wonneberger erzählt von einem Schriftsteller, der sich mit allerlei Problemen herumschlagen muss. Ihm fehlt die Inspiration, deswegen schreibt er nur Texte für Werbeprospekte. Der Hausmeister beobachtet ihn, er beobachtet den Hausmeister, weil er davon ausgeht, dass seine Ehefrau eine Affäre mit dem Hausmeister hat. Die Ehefrau will Urlaub machen. In Italien. Auf den Spuren Goethes. Und die Kioskbesitzerin vergöttert ihren Nazi-Opa. "Manchmal greife ich wahllos nach einem Buch, schlage es auf, lese ein paar Sätze und weiß, dass ich schreiben muss. Aber wie soll man schreiben, wenn vor der Tür eine Mülltonne voller Bücher steht?, denke ich und habe dann plötzlich Lust, ihnen noch andere Bücher nachzuwerfen." Die Geschichte fließt angenehm ruhig dahin und birgt so manchen Satzschatz, über den man sich sehr freuen kann.
Morgen ist es vorbei von Kathrin Weßling. Obwohl ich eigentlich kein großer Fan von Stories bin, hat es Kathrin Weßling doch geschafft, mich mit ihren Herzschmerz-Geschichten zu begeistern und mir ganz nebenbei das Herz zu brechen. Ohne Kitsch, ohne Pathos erzählt Kathrin Weßling von den großen und kleinen Dramen rund um das Ende der Liebe und überzeugt dabei mit Sätzen wie "... weil du ein verdammter Eisbrecher bist, Flora, während in mir nur Alaska war, bevor wir uns trafen."
Girl on the train von Paula Hawkins. Vielleicht ist es ganz gut, wenn man Bücher, die extrem gehypt wurden, erst sehr viel später liest. So habe ich es jedenfalls bei "Girl on the train" empfunden. Mir war das Buch zur großen Hype-Zeit zu omnipräsent, jetzt bin ein wenig Abstand kann ich sagen - huch, da ist schon viel gutes dabei. Wie schon bei "Gone Girl" hat man es hier mit unzuverlässigen Erzählern bzw. gleich drei unzuverlässigen Erzählerinnen zu tun und muss als Leser immer selbst entscheiden, ob und wem man nun glaubt. Außerdem mag ich den Aspekt der Tagträumerei beim Zugfahren sehr. Ich bin gespannt, wie viele ähnliche Bücher in nächster Zeit noch erscheinen werden. Meine persönliche Rangfolge im Bereich "Böse, undurchschaubare Frauen" bleibt: 3. Platz - Ich. Bin. So. Glücklich., 2. Platz - Girl on the train, 1. Platz - Gone Girl.
Wurfschatten von Simone Lappert. Ada hat Angst. Angst vor allem. Da trifft es sich natürlich sehr gut, dass ihr Vermieter seinen Enkel bei ihr einziehen lässt und dafür das Angstzimmer weichen muss. Ein Zimmer voller fein säuberlich dokumentierter Angstquellen. Simone Lappert nimmt den Leser bei dieser Reise durch ein Labyrinth der verborgenen und unverborgenen Ängste an der Hand, damit sich niemand fürchten muss. Anfangs war mir das Buch etwas zu sperrig, aber irgendwann war ich dann im Aquarium gefangen. Angst frisst Schatten auf. Ein leises Buch über laute Ängste und Gegenmittel dagegen.
Finding Audrey von Sophie Kinsella. Sophie Kinsella kannte ich bisher nur als ChickLit-Autorin, obwohl ich noch nie etwas von ihr gelesen habe. Nun also ein Jugendbuch. Ein englisches Jugendbuch. Audrey ist ein Mädchen, welches aufgrund eines Vorfalls in der Schule (wobei wir nie erfahren, was dort wirklich geschehen ist. Pluspunkt: Kinsella schafft es, mich neugierig zu machen, ohne, dass ich direkt nachgucken muss, um was es geht. Und ich war nicht enttäuscht, dass es nicht aufgelöst wurde) das Haus nicht mehr verlässt, den Kontakt zur Außenwelt komplett abgebrochen hat und selbst ihrer Familie nur noch mit einer schwarzen Sonnenbrille gegenüber tritt. Bis Linus auftaucht. Und mit ihr zu Starbucks geht. Ich mag es, dass "Finding Audrey" eine normale, alltägliche Geschichte ohne viel Schnickschnack erzählt. Teilweise nimmt zwar die Computerspiele-Sucht von Audreys Bruder etwas viel Raum ein, insgesamt mochte ich aber die Charaktere so gerne, dass ich diesen Schwachpunkt ausblenden kann.
Mädchen für alles von Charlotte Roche. Wieder einmal wollte ich Charlotte Roche eine Chance geben, wieder einmal wurde ich enttäuscht. Bei "Feuchtgebiete" wühlte mir die Autorin zu sehr in der Igitt-Schublade, "Schoßgebete" gefiel mir doch relativ gut, in der Retrospektive bin ich mir aber nicht mehr sicher, warum genau. In "Mädchen für alles" verlässt Charlotte Roche die autobiografische Autobahn und beschreibt eine Frau, die, gefangen in einem langweiligen Leben mit langweiliger Ehe und langweiligen Verpflichtungen, den Aufstand probt, indem sie die Haushaltshilfe - das Mädchen für alles - verführt. Das könnte eine interessante Geschichte sein, ist es aber nicht. Obwohl mir Roches Stil immer noch zusagt, langweilte mich die Trübsal blasende Christine doch sehr durch ihr Selbstmitleid. Einzig interessante Stelle: In Christines Haus findet die Hochzeit des Bruders ihres Mannes statt und sie wünscht sich, dass die ganze Verwandtschaft bei einem Autounfall stirbt. Ein bisschen Biografie findet man also doch in allen Werke von Charlotte Roche. Bei mir hingegen wird man "Mädchen für alles" nicht mehr im Bücherregal findet.
Die Straße der Pfirsiche von F. Scott Fitzgerald. Ich mag Fitzgerald sehr gerne, weil er mich spielend leicht in meine Lieblingsepoche entführt. Doch alle Werke, die ich bisher von ihm gelesen habe, stehen im großen Schatten des großen Gatsbys und deswegen werde ich immer ein klein wenig enttäuscht. Für mich funktioniert Fitzgerald nur in Romanform, seinen kürzeren Texten fehlt der Schwung. So auch bei "Die Straße der Pfirsiche". Prinzipiell ist die Geschichte eine nette Road-Novelle, in der Fitzgerald zusammen mit Zelda von New York nach Alabama fährt und dabei allerlei kuriose Dinge erlebt. Doch das war es dann auch schon. Nett. Hinzu kommt, dass das sehr schmale Bändchen auch noch aufgeplustert wird mit Fotografien, deren Sinn ich nicht ganz verstehe (denn wenn ich das richtig sehe, ist darauf nicht das Ehepaar Fitzgerald zu sehen) und mit einem Essay von Zelda Fitzgerald, welches nichts mit der eigentlichen Geschichte zu tun hat. Ich vermute mal, der Verlag versucht so, künstlich auf 156 Seiten zu kommen, um die Geschichte überhaupt als Buch herauszugeben. Das hätte man sich - meiner Meinung nach - auch sparen können. Die nächste Kurzgeschichten-Sammlung von F. Scott Fitzgerald kommt bestimmt, da wäre sicherlich noch Platz drin gewesen.
Und du bist nicht zurückgekommen von Marceline Loridan-Ivens. Ein ebenso schmales Bändchen wie "Die Straße der Pfirsiche", wenn nicht sogar nicht dünner. Und doch mit deutlich mehr Inhalt. Wahrscheinlich hätte ich das Büchlein komplett übersehen, wenn es mir nicht von Tina quasi aufgezwungen worden wäre. Welch Glück! Marceline Loridan-Ivens erzählt von ihrer Zeit im Konzentrationslager Birkenau und der Rückkehr zu ihrer Familie. Sie überlebt, ihr Vater stirbt. Und im Gegensatz zu "Fieber am Morgen" kommt "Und du bist nicht zurückgekommen" komplett ohne Holocaust-Kitsch aus.
Goetheallee von Jens Wonneberger. Jens Wonneberger erzählt von einem Schriftsteller, der sich mit allerlei Problemen herumschlagen muss. Ihm fehlt die Inspiration, deswegen schreibt er nur Texte für Werbeprospekte. Der Hausmeister beobachtet ihn, er beobachtet den Hausmeister, weil er davon ausgeht, dass seine Ehefrau eine Affäre mit dem Hausmeister hat. Die Ehefrau will Urlaub machen. In Italien. Auf den Spuren Goethes. Und die Kioskbesitzerin vergöttert ihren Nazi-Opa. "Manchmal greife ich wahllos nach einem Buch, schlage es auf, lese ein paar Sätze und weiß, dass ich schreiben muss. Aber wie soll man schreiben, wenn vor der Tür eine Mülltonne voller Bücher steht?, denke ich und habe dann plötzlich Lust, ihnen noch andere Bücher nachzuwerfen." Die Geschichte fließt angenehm ruhig dahin und birgt so manchen Satzschatz, über den man sich sehr freuen kann.
Morgen ist es vorbei von Kathrin Weßling. Obwohl ich eigentlich kein großer Fan von Stories bin, hat es Kathrin Weßling doch geschafft, mich mit ihren Herzschmerz-Geschichten zu begeistern und mir ganz nebenbei das Herz zu brechen. Ohne Kitsch, ohne Pathos erzählt Kathrin Weßling von den großen und kleinen Dramen rund um das Ende der Liebe und überzeugt dabei mit Sätzen wie "... weil du ein verdammter Eisbrecher bist, Flora, während in mir nur Alaska war, bevor wir uns trafen."
Girl on the train von Paula Hawkins. Vielleicht ist es ganz gut, wenn man Bücher, die extrem gehypt wurden, erst sehr viel später liest. So habe ich es jedenfalls bei "Girl on the train" empfunden. Mir war das Buch zur großen Hype-Zeit zu omnipräsent, jetzt bin ein wenig Abstand kann ich sagen - huch, da ist schon viel gutes dabei. Wie schon bei "Gone Girl" hat man es hier mit unzuverlässigen Erzählern bzw. gleich drei unzuverlässigen Erzählerinnen zu tun und muss als Leser immer selbst entscheiden, ob und wem man nun glaubt. Außerdem mag ich den Aspekt der Tagträumerei beim Zugfahren sehr. Ich bin gespannt, wie viele ähnliche Bücher in nächster Zeit noch erscheinen werden. Meine persönliche Rangfolge im Bereich "Böse, undurchschaubare Frauen" bleibt: 3. Platz - Ich. Bin. So. Glücklich., 2. Platz - Girl on the train, 1. Platz - Gone Girl.
Wurfschatten von Simone Lappert. Ada hat Angst. Angst vor allem. Da trifft es sich natürlich sehr gut, dass ihr Vermieter seinen Enkel bei ihr einziehen lässt und dafür das Angstzimmer weichen muss. Ein Zimmer voller fein säuberlich dokumentierter Angstquellen. Simone Lappert nimmt den Leser bei dieser Reise durch ein Labyrinth der verborgenen und unverborgenen Ängste an der Hand, damit sich niemand fürchten muss. Anfangs war mir das Buch etwas zu sperrig, aber irgendwann war ich dann im Aquarium gefangen. Angst frisst Schatten auf. Ein leises Buch über laute Ängste und Gegenmittel dagegen.
Finding Audrey von Sophie Kinsella. Sophie Kinsella kannte ich bisher nur als ChickLit-Autorin, obwohl ich noch nie etwas von ihr gelesen habe. Nun also ein Jugendbuch. Ein englisches Jugendbuch. Audrey ist ein Mädchen, welches aufgrund eines Vorfalls in der Schule (wobei wir nie erfahren, was dort wirklich geschehen ist. Pluspunkt: Kinsella schafft es, mich neugierig zu machen, ohne, dass ich direkt nachgucken muss, um was es geht. Und ich war nicht enttäuscht, dass es nicht aufgelöst wurde) das Haus nicht mehr verlässt, den Kontakt zur Außenwelt komplett abgebrochen hat und selbst ihrer Familie nur noch mit einer schwarzen Sonnenbrille gegenüber tritt. Bis Linus auftaucht. Und mit ihr zu Starbucks geht. Ich mag es, dass "Finding Audrey" eine normale, alltägliche Geschichte ohne viel Schnickschnack erzählt. Teilweise nimmt zwar die Computerspiele-Sucht von Audreys Bruder etwas viel Raum ein, insgesamt mochte ich aber die Charaktere so gerne, dass ich diesen Schwachpunkt ausblenden kann.
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