"Feminismus, der: eine Ideologie und gesellschaftliche Bewegung, die die Gleichberechtigung der Frau in allen Lebensbereichen und eine Veränderung der gesellschaftlichen Rollen von Frauen anstrebt."
So sagt es Google, so wird es wohl sein. Auch ohne Emma-Abo und verbrannten BHs ist es doch so, dass mir doch immer wieder Merkwürdigkeiten auffallen. Und dafür muss ich nicht weit gucken, mein Arbeitsumfeld reicht dafür schon – wie kann es sein, dass in der Buchbranche 80 % der Beschäftigten weiblich sind, aber nur 34 % der leitenden Postionen von Frauen besetzt sind (Quelle: Bücherfrauen)? Ganz praktisches Beispiel: In meinem Studienjahrgang waren ungefähr vier männliche Studenten bei einer Studiengruppe von ungefähr 40 Studierenden. Das heißt, diese vier Kommilitonen werden mit einer relativ hohen Wahrscheinlichkeit mal meine Vorgesetzten. Weil sie – im Gegensatz zu mir – einen Penis haben. Irgendwie ein komischer Grund.
Für alle Frauen (und Männer), denen solche Merkwürdigkeiten auch schon mal aufgefallen sind, das aber nicht wirklich richtig benennen können, gibt es nun einen Einstiegskurs ins feministische Denken. DEN einen wahren Feminismus gibt es nämlich nicht. Überraschung! Deswegen hier nun vier sehr subjektive Empfehlungen für feministische Bücher. Über noch mehr Tipps, Meinungen und Anregungen freue ich mich gar sehr!
Wenn Männer mir die Welt erklären von Rebecca Solnit
Wenn mir Bücher (in diesem Fall "Untenrum frei", siehe zwei Plätze weiter unten) andere Bücher empfehlen, dann ist das schon sehr nett. In diesem Fall ist es auch ein echter Glücksgriff, denn die Essays von Rebecca Solnit beschäftigen sich mit unterschiedlichsten Aspekten des Frau-seins in einer patriarchischen Welt. Allein der erste Text lässt einen mit Kopfschütteln zurück. Und nach der Lektüre möchte man unbedingt wieder mehr von Virginia Woolf lesen. Ein ewiger Lesekreis des Lebens!
Originaltitel: Men Explain Things to Me - Aus dem amerikanischen Englisch von Kathrin Razum und Bettina Münch - Erschienen bei btb - 2017
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Der Report der Magd von Margaret Atwood
"Ach, ist doch alles nicht so wild. Wird schon seine Gründe haben, warum Frauen nicht im Aufsichtsrat von BMW sitzen. Und wenn Mama daheim bleibt, geht den Kindern eh einfach am besten. Weiß man doch! Hat doch bisher auch alles super funktioniert!"
Wohin dieses Denken führen kann, erzählt Margaret Atwood in "Der Report der Magd" eindrucksvoll und beängstigend realistisch.
Originaltitel: The Handmaid's Tale - Aus dem kanadischen Englisch von Helga Pfetsch - Erschienen im Piper Verlag - 2017
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Untenrum frei von Margarete Stokowski
Nach "Weil ein Aufschrei nicht reicht" von Anne Wizorek mein zweites modernes Feminismus-Sachbuch, wobei mir dieses hier ein klein wenig besser gefällt. Wahrscheinlich, weil es weniger ein Sachbuch als ein persönlicher Leitfaden in den Feminismus ist. Was ich daraus mitnehme: Jeder kann Penisse malen, aber niemand eine erkennbare Vulva (im Selbstversuch getestet!), Feminismus sollte nicht als neuer heißer Scheiß betrachtet werden, mit dem man Follower bei Instagram sammeln kann und "wir können untenrum nicht frei sein, wenn wir obenrum nicht frei sind. Und andersrum." (Seite 7).
Originalausgabe - Erschienen im Rowohlt Verlag - 2016 |
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The Power von Naomi Alderman
Eigentlich wollte ich in diese Liste nur Bücher aufnehmen, die ich bereits gelesen habe. Aber bei "The Power" muss ich eine Ausnahme machen, weil mich alleine Karla Pauls kurze Vorstellung bei Instagram Stories so neugierig gemacht hat, dass ich das Buch direkt bestellt habe. Um was gehts also? Eines Tages stellen alle Frauen fest, dass sie THE POWER haben. Was auch immer das sein mag, es sorgt dafür, dass die Männer plötzlich richtig Angst haben ... und die Kontrolle verlieren. Klingt nicht gerade nach Gleichberechtigung, ich werde aber nach meiner Lektüre noch einmal darüber berichten, ob das Buch hier richtig steht oder nicht.
Originalausgabe - Erschienen bei Penguin - 2017
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6 Kommentare:
Schöner Beitrag!
"Der Report der Magd" ist heute bei mir eingezogen und um "Wenn Männer mir die Welt erklären" schleiche ich schon länger herum...
Was ich auch ganz toll zum Einstieg fand, ist "Stand up" von Julia Korbik, das ist auch total genial illustriert. "How to be a Woman" von Caitlin Moran mochte ich auch sehr gern, es ist lustig und sehr offen und ehrlich. Noch auf meinem SuB ist "Ungesagte Dinge" von Laurie Penny, das muss ich aber ganz schnell ändern. ;) Ich habe sie mal live gesehen und fand sie echt klasse.
Sehr interessante Lektüre - vor allem 1 und 3 wandern sofort auf meine Wunschliste!
Mein Einstieg ins feministische Denken war leider etwas holprig, denn es ging studiumsbedingt direkt mit Judith Butler und Co los. Was mich leider erstmal ziemlich genervt und in eine Art Anti-Haltung gebracht hat. Die ist mittlerweile aber zum Glück überstanden und ich beschäftig mich gerne mit verschiedenen Ansätzen :)
Liebe Grüße
Mel
Hallo Marina,
Ein toller Beitrag und eine interessante Buchauswahl! Den "Report der Magd" lese ich gerade und finde es sehr eindrucksvoll und erschreckend realistisch. Die anderen Bücher stehen alle noch auf meiner Wunschliste. "Weil ein Aufschrei nicht reicht" liegt noch auf meinem SuB und ich hab mich da irgendwie nicht so richtig rangetraut, weil ich so viel Schlechtes über das Buch gehört habe. Wie hat es dir denn gefallen?
Liebe Grüße, Julia
Danke dir :)
"Stand up" steht schon länger auf meiner Merkliste, ich habe es nur komplett vergessen und muss mich da nochmal näher mit beschäftigen. Und von Laurie Penny wollte ich auch demnächst mal was lesen, weil mir von mehreren Seiten die Dame empfohlen wurde.
Oh, das kann ich verstehen. Ich habe im Studium einmal freiwillig eine Vorlesung zu Gender Studies besucht und war da eher ... semibegeistert (wir haben Ausschnitte aus "Bridget Jones" angeguckt ...).
Judith Butler habe ich bisher auch nur in Auszügen gelesen, für eine längere Lektüre fehlt mir noch die Geduld.
Ich fand "Weil ein Aufschrei nicht reicht" schon ganz gut geschrieben, im Gegensatz zu "Untenrum frei" ist es aber politischer und drückt dir alles mit dem Holzhammer rein.
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