Eine der ersten Lektionen, die ich von Tina im Hinblick aufs Schreiben von Newsletter-Texten gelernt habe, war diese hier: Man schreibt nicht über das Wetter. Lustigerweise fällt mir das wirklich immer dann ein, wenn ich dazu ansetze, einen Satz über das Wetter zu schreiben. In diesem Fall ignoriere ich die Regel, denn man muss über das Wetter sprechen, wenn man über Natur spricht. Und das will ich tun.
In dieser Woche durfte ich der Ausstellungseröffnung zu "Ins Blaue! Natur in der Literatur" im Literaturhaus München beiwohnen und während drinnen über Blumen, Blau und Blätter gesprochen wurde, tanzten draußen Schneeflocken am Nachthimmel. Ein absurdes Bild. Und der traurige Grund, warum man einen Teil der Ausstellung (noch) nicht besuchen konnte. Das Literaturhaus hat, um dem Thema gerecht zu werden, einen kleinen Garten angelegt, der aber aufgrund der Kälte noch dick eingepackt sein muss, damit er Überlebensschancen hat.
Stattdessen gab es im warmen Ausstellungsraum Natürliches und Künstlerisches zu entdecken. Neben Zitaten aus 2.500 Jahren Weltliteratur zum Thema Natur ("In einem Blumentopf können Sie Dreck eigentlich nicht Dreck nennen." - Bertold Brecht) gab es Naturstücke von zeitgenössischen Schriftstellern und Schriftstellerinnen zu bestaunen. Ein räudiges Tier von Eva Menasse, ein Pailletten-Vögelchen von Teresa Präauer oder Gestein von Raoul Schrott, immer begleitet von Texten der Autoren. Dazu eine Dunkelkammer mit Vogelgezwitscher und einen weißen Raum, der die Farbe wechselt – Gegensätze ziehen sich an. Ein Bett aus Gras, ein Blumenmeer und wunderschöne Hermetosphäre (Mini-Biotope in geschlossenen Gefäßen inklusive tropischer Springschwänze – ich bin sehr begeistert!).
Bei der begleitenden Blogparade des Literaturhaus Münchens stellt sich die Frage: Was verbindet euch mit Natur? Eine fiese Frage für einen Standard-Stadtbewohner wie mich. Besonders viel Natur bekomme ich normalerweise nicht ab. Ich bin kein großer Spaziergänger, und wenn, dann beschränkt sich das auf Ausflüge in den Nymphenburger Park. Kann man einen von Menschenhand gestalteten Park aber wirklich als Natur bezeichnen?
Passenderweise sagte jemand bei der Ausstellungseröffnung "Je weiter sich der Mensch von der Natur entfernt, desto intensiver setzt er sich mit ihr auseinander." – vielleicht ist das eine Erklärung, warum ich mir die Natur im Kleinen in die Wohnung hole und meine Sukkulenten-Sammlung wächst und gedeiht. Und anstatt Schnittblumen müde zu belächeln, erfreut sich mein Herz nun regelmäßig an Tulpen in der heimischen Blumenvase. Weswegen die Blumenvase wohl auch der Gegenstand gewesen wäre, den ich der Ausstellung zur Verfügung gestellt hätte, wenn ich ein zeitgenössischer Autor wäre. Konjunktiv-Party!
Ins Blaue! Natur in der Literatur
Literaturhaus München
Montag bis Freitag 10:00 - 19:00 Uhr
Samstag, Sonntag und Feiertage: 10:00 - 18:00 Uhr
Eintritt: 6 Euro, ermäßigt 4 Euro
Literaturhaus München
Montag bis Freitag 10:00 - 19:00 Uhr
Samstag, Sonntag und Feiertage: 10:00 - 18:00 Uhr
Eintritt: 6 Euro, ermäßigt 4 Euro
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen