Im Dunstkreis der vielen Jahresrückblicke baue ich mir nun meine eigene kleine Tradition und suche mir fünf Bücher heraus, die ich im vergangenen Jahr gelesen und für famos befunden habe. Das hat 2018 schon sehr gut funktioniert. Zwar hat das Jahr noch ein paar Tage und ich lese gerade an Buch Nummer 100 (dazu dann demnächst mehr), aber sollte sich etwas an meiner Bewertung ändern, kann ich das ja noch nachreichen. Ausgefuchst!
Die Wahl ist mir in diesem Jahr erstaunlich leicht gefallen. Für "Alte weiße Männer" hätte ich die Buchgruppe gerne auf sechs Bücher ausgeweitet, aber ich wollte nicht direkt schummeln. Deswegen hier nun also meine fünf Lieblingsbücher, die ich 2019 gelesen habe:
"Schöner als überall" von Kristin Höller.
Selten habe ich mich so ertappt gefühlt beim Lesen eines Buches. Die Kleinstadt und das Gefühl, das man bei jeder Rückkehr hat, sind hier famos in einer glasklaren Sprache eingefasst. "Schöner als überall" ist mehr als die Geschichte eines Roadtrips, mehr als die Geschichte einer Freundschaft – es ist dieses Ziehen im Bauch, bevor etwas Neues beginnt.
"... weißt du, ich hab glaube, mein größtes Hobby ist einfach irgendwo schön sitzen." (Seite 194)
"Miroloi" von Karen Köhler.
Ich könnte einfach darauf verweisen, was ich bereits im September über dieses Buch geschrieben habe. Denn "Miroloi" hat einen bleibenden Eindruck hinterlassen und könnte sogar eines der wenigen Bücher werden, die ich ein zweites Mal lesen möchte, um noch einmal in diese einzigartige Sprachwelt einzutauchen. Und ich lese so gut wie nie Bücher zweimal.
"Unser Dorf hat tausend Augen, die sehen alles, alles, alles." (Seite 14)
"Kintsugi" von Miku Sophie Kühmel.
Bei Marius hatte ich das Buch bereits als Highlight meines Lesejahres angekündigt. Daran hat sich auch nicht erinnert. Beim Lesen stellt sich dieses Gefühl einer wärmenden Kaschmirdecke ein und am Ende bricht dir das Buch dein Herz und du kannst dir keinen schöneren Schmerz vorstellen.
"Direkt hinter dem Waldweg in ihren Rücken ragen die Kiefern aus dem Sandboden empor, schweigsam und schwindsüchtig wie eh und je, und vor ihnen, nur ein paar Schritte und das kleine Haus dazwischen, liegt still und starr und schwarz der See." (Seite 7)
"Kurt" von Sarah Kuttner.
Da liegt man umringt von Taschentüchern verheult im Bett und weiß, dass das ein richtig gutes Buch von Sarah Kuttner ist. So gut, dass man seit mehreren Monaten davor zurückschreckt, eine komplette Rezension zum Buch zu schreiben. Sarah Kuttner gelingt es, einen Schmerz zu beschreiben, in den man ertrinkt und trotzdem Luft bekommt und nichts wird gut, aber es wird.
"Der Frühling kommt erst, nachdem Kurt gegangen ist." (Seite 90)
"Herkunft" von Saša Stanišić.
Beim Wettbewerb "Buch mit den meisten Eselsohren" liegt in diesem Jahr sehr wahrscheinlich "Herkunft" weit vorne. Deswegen weiß ich gar nicht, welches Zitat nun hier stehen soll. Der Zufall wird es entscheiden. Saša schreibt sich seine Heimat (!) selbst ins Stammbuch, bildet daraus den Plural und erschafft damit ein eindrückliches Porträt über Flucht und Ankunft und all das Leben dazwischen.
"Nicht einmal Paprikagemüse kommt ohne Erinnerungsfußnote in dieser Stadt." (Seite 21)
Es erfreut mich ein wenig, dass vier von fünf Büchern von Frauen stammen und sich das ganz natürlich ergeben hat. Und dann sind drei von fünf Büchern auch noch Debütromane, was hoffentlich bedeutet, dass ich mich noch auf viele weitere Bücher der Autorinnen freuen darf. Das gilt für Sarah Kuttner und Saša Stanišić selbstverständlich auch.
Wie sieht es bei euch aus? Welche Bücher sind eure Jahreshighlights 2019? Habt ihr eines der oben genannten Bücher gelesen und wie hat es euch gefallen?
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