Fast sieben Jahre lang gab es an dieser Stelle einen monatlichen Rückblick auf die neu eingezogenen Bücher (der erste Beitrag dieser Art stammt vom Juni 2015 und ich kann an dieser Stelle verraten, dass »Verlorene Illusionen« von Honoré de Balzac immer noch ungelesen im Regal steht). Nun ist mir aber nach Veränderung und statt über die neuen Bücher möchte ich über die gelesenen Bücher des letzten Monats sprechen. Da trifft es sich sehr gut, dass der Januar ein sehr lesereicher Monat war, insgesamt habe ich nämlich elf Bücher gelesen.
»Das Adressbuch« von Sophie Calle.
Das Konzept ist hier leider besser als die Umsetzung. Sophie Calle findet auf der Straße ein Adressbuch und versucht, mit Hilfe der Kontakte aus dem Adressbuch den Besitzer zu porträtieren. Die Autorin hat ihre Recherche in einer Zeitungskolumne veröffentlicht, der Klappentext spricht von einem Skandal und ich frage mich ein bisschen, wie es dazu kam. Dafür amüsiert mich das Nachwort, in dem Sophie Calle beschreibt, wie der Besitzer des Adressbuchs mit ihren Veröffentlichungen umgegangen ist.
»Lebenswerk« von Rachel Cusk.
Von Rachel Cusk habe ich bereits »Outline« mit viel Vergnügen gelesen (an dieser Stelle muss ich mich fragen, warum ich die beiden anderen Bände der Reihe noch nicht gelesen habe) und da ich ihren Stil sehr mochte, habe ich nun endlich »Lebenswerk« gekauft und direkt gelesen (vor zwei Jahren habe ich schon mal überlegt, mir das Buch zu kaufen und habe es dann traurigerweise gelassen). Auch wenn mich das Thema Mutterschaft persönlich nicht betrifft, geht mir ihre ihre feinfühlige, reflektierte Analyse über die Rolle der Mutter sehr nahe. Ein bisschen ist »Lebenswerk« eine andere Seite von »Nie Nie Nie«.
»Wo auch immer ihr seid« von Khuê Phạm.
Mein überraschendes Monatshighlight. Was für eine schöne, ehrliche Familiengeschichte über das, was Familie und Herkunft bedeuten oder eben nicht bedeuten können. Khuê Phạm erzählt die Geschichte von Kiều, deren Eltern in den 60er Jahren aus Vietnam nach Deutschland gekommen sind und die wenig von ihrer vietnamesischen Familie weiß. Das ändert sich, als ihre Großmutter in den USA stirbt und bei der Testamentseröffnung die komplette Familie anwesend sein soll. Ich freu mich schon sehr auf weiteren Lesestoff von der Autorin.
»Menschliche Dinge« von Karine Tuil.
Bei diesem Buch hat sich mal wieder gezeigt, dass ich wirklich sehr schlecht darin bin, Bücher abzubrechen. Schon nach 20 Seiten wusste ich nicht wirklich, was ich von der Geschichte halten soll, trotzdem habe ich weitergelesen, mich mit vielen Pausen durchs Buch gekämpft, um am Ende festzustellen: Nee. Das war einfach nicht meins. Sehr schade, denn das Buch wurde mir schon häufig empfohlen.
»Herr Lehmann« von Sven Regener.
Dieses Buch hat mir Herr Gatsby in den letzten Wochen vorgelesen und ich ärgere mich ein bisschen, dass ich das Buch nicht schon viel früher gelesen habe. Ein großer Spaß. Mal sehen, ob nun »Neue Vahr Süd« die nächste Vorleselektüre wird (derzeit sind wir noch mit Paddington beschäftigt).
»Frau im Dunkeln« von Elena Ferrante.
Ich hatte lange (also mindestens 15 Minuten) überlegt, ob ich das Buch wirklich im Winter lesen möchte oder ob es nicht im Sommer besser aufgehoben wäre. Aber nachdem ich auch sehr dringend die Verfilmung mit Olivia Colman sehen wollte, hab ich mir den Sommer einfach in Buchform in den Januar geholt. Meine Italien-Sehnsucht ist mal wieder ins Unendliche gestiegen, ich bin auch mal wieder sehr angetan von Elena Ferrantes Stil und kann auch direkt sagen, dass Olivia Colman der einzige Lichtblick in der Verfilmung ist. Vielleicht liegt man hartes Urteil aber auch am geringen zeitlichen Abstand zwischen Buchlektüre und Filmbetrachtung.
»Die Aufdrängung« von Ariane Koch.
Kafka, ick hör dir trapsen! Danke für so viel Gastfreundschaft auf wenigen Seiten. Eine wirklich besondere, fordernde Lektüre, die mich mit sprachlichen Spielereien um den Finger gewickelt hat.
»No one is talking about this« von Patricia Lockwood.
Ich habe keine Ahnung, was dieses Buch will. Ist das eine Persiflage auf Social Media? Ist das eine höchst kritische Analyse über die Vermischung von Realität und Online-Welten? Bin ich vielleicht nicht schlau genug für dieses Buch? Oder ist das einfach nur ein aufgeblasener Glitzer-Luftballon, der gleich platzt? Ich weiß es nicht. Und deswegen landet das Buch auch direkt im Bücherschrank. Vielleicht wird jemand anders mit diesem Buch glücklicher.
»Und was ich dir noch erzählen wollte« von Dorothy Gallagher.
Eines der ersten Bücher, die ich im Januar gelesen habe. Deswegen steht im Beitrag zu den Büchern aus dem Dezember schon alles, was ich dazu sagen kann. Darum eines von vielen Lieblingszitaten aus dem Buch: »Mike Tyson hat mal gesagt, wer sich mit einer Taube anfreundet, ist nie einsam.« (Seite 86)
»Heartstopper« von Alice Oseman.
Zu der Graphic Novel folgt in den nächsten Tagen noch eine eigene Rezension. Ich bin auf jeden Fall immer noch sehr hingerissen von der Liebesgeschichte zwischen Nick und Charlie und habe mich heute schon sehr gefreut, dass eine neue Episode des Webcomics online gegangen ist.
»Zum Paradies« von Hanya Yanagihara.
Die ausführliche Rezension habe ich bereits Mitte Januar veröffentlicht. Ich kann an dieser Stelle den Livestream von Maria-Christina Piwowarski und Daniel Schreiber sehr empfehlen.
2 Kommentare:
Liebe Marina
Wie schön, ab jetzt Monatsrückblicke mit deinen gelesenen Büchern von dir lesen zu dürfen, die mag ich ja besonders gerne.
"Wo auch immer ihr seid" möchte ich auch unbedingt einmal lesen und es freut mich, dass dir das Buch so gut gefallen hat.
Von Ferrante habe ich übrigens noch nie etwas gelesen und möchte das unbedingt ganz bald einmal machen.
Ich drücke dir die Daumen für einen tollen Lesemonat Februar und hoffe, dass du das Abbrechen von Büchern bald lernst, das ist soooo eine grosse Bereicherung.
Alles Liebe an dich
Livia
https://samtpfotenmitkrallen.blogspot.com/2022/02/lese-statistik-januar-2022.html
Danke dir! :)
Lies auf jeden Fall ganz bald mal »Wo auch immer ihr seid«, das ist wirklich ein ganz fabelhaftes Buch!
Kommentar veröffentlichen