Rika, eine junge Journalistin, trifft in Tokio auf die exzentrische Serienmörderin Manako Kajii, die sich im Leben nimmt, was sie will, und Männer mit ihren exquisiten Kochkünsten verführt haben soll. Schon bald gerät sie mehr und mehr in ihren Bann … Der Überraschungsbestseller aus Japan – ein universeller Roman über Lebenskunst und die Geschichte einer weiblichen Befreiung.
Die Idee von »Butter« klingt so einfach wie appetitlich: Eine junge Journalistin führt eine Interviewreihe mit einer mutmasslichen Mörderin, die auf ihren Prozess wartet. Angeblich habe sie mehrere Männer mit ihren selbstgekochten Gerichten getötet. Asako Yuzuki bereitet aus diesen Grundzutaten ein mehrgängiges Menü in Form von Gerichtsreportage, Kochbuch, Frauenfreundschaften und Selbstfindungsratgeber vor, das imposant aussieht, doch den großen Hunger nicht stillen kann.
Ja, die vielen Essensanspielungen müssen sein.
»Butter« macht hungrig mit den unzähligen Beschreibungen der Gerichte, die die mutmaßliche Mörderin Manako Kajii der jungen Journalistin Rika empfiehlt. Insbesondere der Butterreis mit Sojasauce klingt köstlich durch seine schlichten, aber hochwertigen Zutaten. Doch vielleicht liegt genau hier mein Problem mit dem Roman. Er will schlicht und hochwertig wirken, doch genau daran scheitert er. Alle Beziehungen, die Rika führt, sei es zu ihrer besten Freundin Reiko oder Manako Kajii, sei es zu ihrer Mutter oder zu verschiedenen Kollegen aus der Zeitungsredaktion, haben einen bitteren Beigeschmack, der das ganze Konstrukt des Romans durchzieht und unangenehm künstlich wirken lässt.
»Von meinem verstorbenen Vater habe ich gelernt, dass eine Frau stets duldsam sein sollte. Dennoch gibt es zwei Dinge, die ich nicht ertragen kann: Feministinnen und Margarine.« (Seite 33)
Insbesondere Reikos Verhalten ist für mich nicht nachvollziehbar gewesen. Anscheinend ist sie eifersüchtig, dass Rika so viel Zeit mit der angeblichen Mörderin verbringt, und versucht deswegen, auf eigene Faust herauszufinden, was es mit den toten Männern auf sich hat. Darum wohnt sie einige Zeit bei einem Mann, der möglicherweise in Verbindung mit Manako Kajii stand, und lässt sich von ihm als Putzkraft und Köchin ausnutzen. Inwieweit diese Episode den Rest der Geschichte beeinflusst, bleibt wohl ein gut gehütetes Geheimnis der Autorin.
Ein Aspekt, der mir beim Lesen sehr häufig negativ aufgestoßen ist, ist das absurde Körperbild, welches hier vermittelt wird. Rika nimmt durch die vielen butterhaltigen Gerichte mehrere Kilos zu, was von ihrer Umwelt spöttisch und aggressiv kommentiert wird. Die im Klappentext angesprochene »weibliche Befreiung« besteht so zum größten Teil aus der Tatsache, dass Rika nicht mehr die gesellschaftlich akzeptierten 50 Kilo wiegt. Dass sie im Hintergrund aber immer wieder dieser magischen Gewichtsgrenze entgegenfiebert, wird außer Acht gelassen.
Spannend fand ich nach der Lektüre von »Butter« die Rezension von Lisette Gebhardt, die den Bezug zu einem realen Mordfall in Japan erörtert und auch über die japanische Vermischung von literarischen Texten und Ratgeberbücher spricht.
»Butter» hinterlässt zwar einen fettigen Film, der sich aber doch recht schnell mit Seife ablösen lässt. Eine ungesunde Zwischenmahlzeit, die Bauchschmerzen hervorruft.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen