Sonntag, 13. November 2022

10x Bayerischer Buchpreis 2022

Am Donnerstag Abend war es endlich so weit: Herausgeputzt im roten Kleid ging es für mich zur Allerheiligen-Hofkirche in München, um der Verleihung des Bayerischen Buchpreises 2022 beizuwohnen. Und obwohl ich selbst glücklicherweise gar nicht auf die Bühne musste (obwohl ... dazu später mehr), war ich ganz aufgeregt, weil ich mich wirklich sehr auf den Abend gefreut habe. Darum folgt nun eine Auflistung in 10 Punkten über den Bayerischen Buchpreis 2022. Wer möchte, kann den Abend bei Bayern 2 noch einmal nachhören.

Bayerischer Buchpreis & die Bloggerinnen

Eine besonders große Freude war es mir, endlich meine beiden Mit-Bloggerinnen Alexandra von BücherKaffee und Petra von LiteraturReich treffen zu können. Nachdem wir uns bisher nur bei einem kurzen Videocall und unserem Instagram-Livestream gesehen haben, war es nun besonders schön, gemeinsam den Abend zu verbringen. Als Klaus Füreder, der Vorsitzende des Börsenverein des Deutschen Buchhandels - Landesverband Bayern e.V., bei seiner Dankesrede unsere Namen erwähnt hat (zu hören ab 13:00, besonders empfehlenswert für die etwas modern-englische Aussprache meines Blognamens. FYI: Es heißt „Breze“, wie die Breze eben), sind wir alle ein wenig überrascht auf unseren Stühlen hin- und hergerutscht, denn bisher wurden beim Bayerischen Buchpreis die Blogger*innen eher unter den Teppich gekehrt. Eine sehr feine und überraschende Änderung. Wenn man schon so positiv erwähnt wird (und mit sehr köstlichen Pralinen nach der Preisverleihung beschenkt wird, herzlichen Dank dafür noch einmal!), kann man auch wagemutig werden, weswegen wir es uns nicht haben nehmen lassen, nach der Veranstaltung auf den Jurysitzen Platz zu nehmen. Und ich würde mal sagen: Steht uns gut!

Bayerischer Buchpreis & die Gewinner*innen

An einem solchen Abend stehen selbstverständlich die Preisträger*innen im Mittelpunkt. Ausgezeichnet wurden:

Bayern 2-Publikumspreis 2022: »Hast du uns endlich gefunden« von Edgar Selge (mit ihm wurde ein aufgezeichnetes Interview abgespielt, bei dem er von seinem Gewinn erfahren hat und sich wirklich sehr darüber gefreut hat)

Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten: Christopher Clark. Hier hat Markus Söder in seiner Rede für Christopher Clark darauf hingewiesen, dass er selbst ja auch gerne Historiker geworden wäre, aber seine Mutter es nicht gut geheißen hätte. Man möge sich das nur einmal vorstellen.

Bayerischer Buchpreis, Kategorie Sachbuch: »Offene Wunden Osteuropas« von Franziska Davies und Katja Makhotina. Die beiden Autorinnen saßen zwei Reihen vor uns und haben sich wirklich sehr über den Preis gefreut. So sehr, dass der Porzellanlöwe nach der Verleihung munter durch die Reihe gewandert ist, damit auch alle Begleiter*innen ein Foto damit machen konnten.

Bayerischer Buchpreis, Kategorie Belletristik: »Wilderer« von Reinhard Kaiser-Mühlecker. Statt einer Rede hat Reinhard Kaiser-Mühlecker einige Notizen vorgelesen, die er für seine Lektorin zum Buch verfasst hat, was einen interessanten Einblick in die Arbeit an »Wilderer« gegeben hat. 

 

 

Bayerischer Buchpreis & die Jurydiskussionen

Die Jury des Bayerischen Buchpreises 2022 bestand aus dem Vorsitzenden Rainer Moritz, Leiter des Literaturhauses Hamburg, Sonja Zekri, Feuilleton-Korrespondentin der Süddeutschen Zeitung, und Knut Cordsen, Kulturredakteur des Bayerischen Rundfunks. Das Spannende beim Bayerischen Buchpreis ist die Diskussion der Jury, die direkt auf der Bühne entscheidet, wer mit dem Bayerischen Buchpreis ausgezeichnet wird – vor dem Publikum und damit vor den Autor*innen, die für den Preis nominiert sind. Das kann teilweise sehr hitzig werden. In diesem Jahr blieb die Jury etwas handzahm, nur Sonja Zekri stellte bei »Wir gingen raus und spielten Fußball« von Andreas Bernard sehr eindringlich fest, dass das Buch eine wirklich spitze Zielgruppe hat, was den beiden Mit-Juroren in ihrer fußballbegeisterten Männlichkeit wohl nicht aufgefallen ist. Um schlussendlich den Gewinnertitel zu küren, muss ein Jury-Mitglied von seinem eigentlich nominierten Buch abweichen und einem anderen Buch seine Stimme geben. Beim Sachbuch hat sich Knut Cordsen überzeugen lassen und das von Sonja Zekri nominierte Buch »Offene Wunden Osteuropas« gewählt. In der Belletristik spielte Sonja Zekri dann den Ball zurück und stimmte für »Wilderer«, das von Knut Cordsen nominierte Buch (woher nun der Fußball-Spruch kommt, weiß ich auch nicht). Obwohl ich mir einbilde, dass Rainer Moritz mit ein wenig mehr Bedenkzeit seine Stimme »Ist hier das Jenseits, fragt Schwein« von Noemi Somalvico gegeben hätte, was mir sehr gefallen hätte, denn das Buch hat mir sehr gefallen (nachzulesen bei »We read indie«).

 

Bayerischer Buchpreis & die Sanduhr

Apropos Jury. Damit die Diskussionen rund um die Bücher in einem akzeptablen Rahmen bleiben (wir sind hier schließlich auch bei einer Radioaufzeichnung), hat die Jury pro Kategorie eine halbe Stunde Zeit. Dafür gibt es eine Sanduhr, die der Jury-Vorsitzende Rainer Moritz zu Beginn der Diskussion umdrehen und danach im Auge behalten muss. Doch – o Schreck! Bei der Diskussion zu den belletristischen Büchern war plötzlich von der Sanduhr keine Rede mehr, was mich im Publikum extrem nervös gemacht hat (das war auch schon so, als beim Literarischen Quartett für einige Folgen eine Sanduhr eingebaut wurde und Thea Dorn diese dann auch ständig vergessen hat). Doch selbstverständlich ist der Bayerische Buchpreis auf alles vorbereitet und für das Publikum versteckt gibt es auf der Bühne noch weitere Uhren, die ganz ohne manuelle Arbeitsleistung die Jury an die versickernde Zeit erinnern. Also keine Panik, auch die Diskussion in der Kategorie Belletristik war nach einer halben Stunde vorbei. Großes Aufatmen meinerseits. 

Bayerischer Buchpreis & der Ministerpräsident

Kommt er? Kommt er nicht? Die Frage, ob der Bayerische Ministerpräsident Dr. Markus Söder bei der Preisverleihung anwesend sein wird, ist fast so spannend wie die Frage nach den Preisträger*innen. Als ich 2018 und 2019 beim Bayerischen Buchpreis mit dabei war, hat sich Markus Söder beide Male kurzfristig entschuldigen lassen, was insbesondere 2019 ein wenig amüsant war, weil Joachim Meyerhoff, Preisträger des Ehrenpreises des Bayerischen Buchpreises, seine komplette Dankesrede darauf aufgebaut hat, ob der Bayerische Ministerpräsident anwesend sein wird oder nicht. Für 2022 kann ich die Frage nun mit einem »Ja« beantworten. Ja, der Bayerische Ministerpräsident war da, ich habe ihn gesehen, sehr verrückt. Und irgendwann während der Veranstaltung hat er sich mit seiner Entourage so lautlos und unauffällig entfernt, dass ich erst am Ende mitbekommen habe, dass sein Platz in der ersten Reihe gar nicht mehr mit ihm besetzt war. Verrückt.

Bayerischer Buchpreis & die Örtlichkeiten

Obwohl ich in den letzten acht Jahren, in denen ich in München lebe, mindestens einmal in der Woche am Odeonsplatz bzw. an der Residenz vorbeigelaufen bin, habe ich bisher nur zum Bayerischen Buchpreis einen winzigen Blick in die Räumlichkeiten werfen können. Das muss wirklich einmal geändert werden. Die Allerheiligen-Hofkirche ist beeindruckend schlicht gehalten, der Weg zum Kaisersaal, in dem der Empfang stattfindet, verblüfft mich jedes Mal wieder. Und zum Abschied habe ich immer das Gefühl, dass man sich sehr gut in der Residenz verlaufen kann, weil ich jedes Mal keine Ahnung habe, wo genau sich nun der Weg zum Odeonsplatz befindet. 

 

Bayerischer Buchpreis & das Essen

Ich bin ein einfaches Mädchen und leicht zu begeistern, deswegen darf die Erwähnung der Verpflegung bei dieser Auflistung nicht fehlen. Bereits bei meinen letzten zwei Besuchen war ich jedes Mal sehr angetan von den leckeren Speisen, die es beim Empfang nach der Preisverleihung gab. Und auch in diesem Jahr hat man sich nicht lumpen lassen und Vorzügliches gereicht, obwohl ich keine Ahnung habe, was genau sich auf den Tellern befand. Karottensalat mit Hähnchenfleisch, Ravioli mit Spinatfüllung und Kirschkuchen – das hab ich vorbildlich fotografiert, um es anschließend mit viel Genuss zu schnabulieren. Und der Wein war selbstverständlich auch gut. 

Bayerischer Buchpreis & die Verkehrsmeldungen

Eine kleine amüsante Anekdote darf nicht fehlen. Der Bayerische Buchpreis wird live im Radio bei Bayern 2 übertragen. Deswegen erklärt die sehr charmante Moderatorin des Abends, Judith Heitkamp, auch direkt vor dem offiziellen Start, dass das Publikum nun gleich noch etwas Radio hören wird, damit man direkt nach den Nachrichten in die Übertragung einsteigen kann. Und so kommt es, dass eine Kirche voller Menschen geduldig den Nachrichten bzw. dem Ende der Nachrichten lauscht und wie es die Chronologie der Radionachrichten so will, sind das immer die Verkehrsmeldungen, was jedes Mal für ein großes Lachen sorgt. Das Wort »Wanderbaustelle« hört man als Nicht-Autofahrerin auch wirklich viel zu selten.

Bayerischer Buchpreis & die Menschen

Weshalb ich solch große Veranstaltungen wie den Bayerischen Buchpreis so gerne mag, ist das viele Sehen und Gesehenwerden. Ja, natürlich sind da die nominierten Autor*innen, die Jury und der Ministerpräsident (wenn er da ist), aber da sind noch viele andere Menschen, die man sehen kann. Mit dem Sicherheitspersonal von Charlotte Knobloch bin ich zweimal fast zusammengestoßen, weswegen ich mich schon beinahe am Boden liegend gesehen habe. Verlagsmenschen, Buchhändler*innen und Blogger-Kolleg*innen (hallo Steffi von Lesenslust!) liefen herum. Und während die Veranstaltung schon lief, kam plötzlich Denis Scheck in unsere Reihe und saß neben uns, was kurzzeitig zu Schnappatmung bei mir führte (Herr Scheck hat einen Blümchentapeten-Handyhintergrund und ich hatte die ganze Zeit Sorge, dass er bald einen bösen Artikel darüber schreibt, dass diese jungen Menschen ständig nur am Handy hängen, aber ich habe doch nur in meiner Position als Bloggerin über den Bayerischen Buchpreis berichtet!). Ein Spaß. Und mal wieder bin ich für Namensschilder, damit meine Neugier, wer wer ist, befriedigt wird. 

Bayerischer Buchpreis & die Bücher

Bücher! Darum geht es doch eigentlich beim Bayerischen Buchpreis! Deswegen auch zum Abschluss ein kleines Fazit von mir. Beim Bayern 2-Publikumspreis bin ich ein wenig enttäuscht, dass nicht »Dschinns« von Fatma Aydemir gewonnen hat, nachdem das (sehr gute!) Buch von so vielen Menschen bereits als Lieblingsbuch 2022 benannt wurde. Der ausgezeichnete Titel »Hast du uns endlich gefunden« von Edgar Selge hat mir gar nichts gesagt, ich werde mich aber noch einmal darüber schlau machen. Christopher Clark steht mit »Die Schlafwandler« bereits seit einiger Zeit auf meiner Büchermerkliste, ich möchte das auf jeden Fall bald einmal lesen. Die drei nominierten Titel in der Kategorie Belletristik habe ich gelesen, »Wilderer« fand ich ganz gut, aber doch auch sehr düster und kalt. »Offene Wunden Osteuropas« von Franziska Davies und Katja Makhotina habe ich vor der Veranstaltung nicht gelesen, bin nun aber umso neugieriger auf das Buch, weil die beiden Autorinnen wirklich sehr eindrücklich in ihrer Dankesrede von den verschiedenen Erinnerungsorten des Zweiten Weltkriegs erzählt haben. 

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