Nach grau-trüben Tagen zeigt sich irgendwann auch wieder die Sonne und nach jeder Lese-Ebbe kommt auch wieder eine Flut. Bucht mich gerne für weitere sehr gute Kalendersprüche, bis dahin starte ich vergnügt-lesend in den Juni.
»Was ich liebte« von Siri Hustvedt. Aus dem Englischen von Uli Aumüller, Erica Fischer und Grete Osterwald.
Mit »Was ich liebte« hat bei mir wieder eine akute Hustvedt-Liebe angeschlagen, wie gut, dass ich noch einige ungelesen Bücher von ihr im Regal stehen habe. Doch ich gebe auch zu, dass es mir das Buch zu Beginn nicht leicht gemacht hat und ich wirklich lange gebraucht habe, um in die Geschichte zweier Familien in New York und deren Liebe, Kunst, Tod und Leben zu versinken. Als es dann endlich Klick gemacht hat, war das aber umso schöner. Und ein wenig hat mich »Was ich liebte« auch an »4321« von Paul Auster erinnert, was mich sehr erfreut hat.
»Das Strandbad« von Michael Krüger.
Letztes Jahr habe ich mit viel Begeisterung die Doku »Verabredung mit einem Dichter« über das Leben von Michael Krüger gesehen. Und da passt dieses kleine-feine Bändchen aus der Edition 5plus ganz wunderbar als Ergänzung dazu, denn hier erzählt Michael Krüger, ehemaliger Verleger des Carl Hanser Verlags, von seiner Kindheit in Berlin und insbesondere den sommerlichen Erlebnissen an den Seen des Berliner Umlands.
»Gentleman über Bord« von Herbert Clyde Lewis. Aus dem Amerikanischen von Klaus Bonn.
Oh, was wurde hier nur für eine fantastische literarische Perle gehoben! »Gentleman über Bord« erzählt genau das, was der Titel verspricht – ein unauffälliger, netter, zuvorkommender Mann begibt sich auf eine Kreuzfahrt und stürzt dabei unabsichtlich ins Meer. Statt um Hilfe zu rufen, ist ihm die ganze Situation sehr peinlich und er verbringt die nächsten Stunden damit, im Meer zu schwimmen und über sein Leben nachzudenken. Eine wirklich höchst vergnügliche, tragisch-komische Lektüre.
»Das Archiv der Träume« von Carmen Maria Machado. Aus dem Englischen von Anna-Nina Kroll.
Was als romantische Liebesgeschichte beginnt, wandelt sich mit der Zeit in einen toxischen Albtraum, aus dem die Protagonistin in »Das Archiv der Träume« nur sehr langsam entgleiten kann. Ich bin hier sehr fasziniert davon, wie Carmen Maria Machado mit dem »Traumhaus«-Vergleich spielt und dabei ihre persönliche Geschichte und bekannte Märchen miteinander vermischt und dekonstruiert.
»Bevor der letzte Zug fährt« von Penelope Mortimer. Aus dem Englischen von Kristine Kress.
Das letzte der fünf Bücher, die ich dieses Jahr beim Indiebookday gekauft habe, hat mich sehr positiv überrascht, weil ich mir anfangs unsicher war, ob mir diese kleine häusliche Welt, die im Mittelpunkt steht, nicht etwas zu öde ist, aber Penelope Mortimer gelingt es, genau mit diesen Vorurteilen zu spielen, und zeigt nüchtern die Grenzen einer Hausfrau im ländlichen England der 50er Jahre und den Versuch einer Rebellion, die an den eigenen Vorstellungen zu scheitern droht.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen