Es geht wieder los! Und zwar mit dem Deutschen Buchpreis 2023! Wie seit Jahren warte ich voller Vorfreude auf die Bekanntgabe der Longlist des Deutschen Buchpreises, um mich im Anschluss in eine aufregende Jagd nach dem Leseproben-Heft zu begeben. Dieses Mal hatte ich bereits beim ersten Buchhandelsbesuch Glück und konnte das begehrte Heftchen mit nach Hause tragen. In den letzten Stunden habe ich mich ausführlich den zwanzig Leseproben gewidmet, damit hier nun eine sehr ausgefuchste Bewertung folgen kann.
Von den zwanzig nominierten Titeln habe ich bisher nur ein Buch gelesen (»Kochen im falschen Jahrhundert« von Teresa Präauer und das hat mir hervorragend gefallen), insgesamt hat mich die Longlist etwas verwundert, weil recht viel Unbekanntes darauf zu finden ist.
Es folgt nun also eine sehr individuelle Bewertung der Leseproben inklusive Smiley-Einsatz und einem Lieblingssatz aus der Leseprobe. Bei Twitter gibt es zusätzlich meine Leseproben-Eindrücke in gif-Form.
Nordbrezens Deutscher-Buchpreis-Longlist-Leseproben-Lese-Erfahrung
»Birobidschan« von Tomer Dotan-Dreyfus. Erschienen bei Voland & Quist.
Wie kommt der Honig in den Schneesturm und was hat ein Bär mit der Geschichte zu tun?
»Die Beziehung zwischen einem Erzähler und einer Geschichte ist immer rund: Es gibt ein Innerhalb und ein Außerhalb – aber wer oder was befindet sich in wem oder in was?«
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»Die Inkommensurablen« von Raphaela Edelbauer. Erschienen bei Klett-Cotta.
Nächster Halt: Wien, Südbahnhof.
»Als er zum ersten Mal auf den Wiener Boden stieg, in die Bahnhalle, die mächtig vom Doppeladler des Kaiserreichs überflaggt war, war es ihm, als wollten die Posaunen von Jericho ihm das Fleisch von den Knochen reißen.«
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»Der große Wunsch« von Sherko Fatah. Erschienen im Luchterhand Literaturverlag.
Eine staubige Pause mit einem weiten Weg voraus.
»Diese Leute gingen in keiner Spur, sie waren die Spur.«
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»Paradise Garden« von Elena Fischer. Erschienen im Diogenes Verlag.
Die perfekte Strategie, um bei einem Radio-Gewinnspiel zu gewinnen.
»Das klingt vielleicht poetisch, aber das ist es nur auf dem Papier.«
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»Gittersee« von Charlotte Gneuß. Erschienen im S. Fischer Verlag.
Mit der Schwalbe herumfahren, aber bitte pünktlich wieder zu Hause sein!
»In welchen Gerichten verwendet man Weißkohl. Eintopf, Auflauf, Tote Oma, antwortete Marlene.«
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»Weil da war etwas im Wasser« von Luca Kieser. Erschienen im Picus Verlag.
Unten im Meer.
»Und dann blitzen die Blicke von überall. Bleiche Pupillen, lidlose Augen. Von Drachenfischen und Aalen. Riesenasseln und Würmern, von Schnecken, Igeln, Krabben – und schlagartig ist alles wieder schwarz.«
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»Risse« von Angelika Klüssendorf. Erschienen im Piper Verlag.
Beklemmendes Kuchenessen mit der Mutter. Beklemmende Ostervorbereitungen mit dem Vater.
»Als Kind bin ich nur heimlich durch das Wohnzimmer gegangen, das mir damals wie ein Ausstellungsraum vorkam, meine Mutter hatte stets den Anschaffungspreis hervorgehoben, soundsoviel hatte das Kissen gekostet, der Fernseher, die Wanduhr.«
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»Ein Hund kam in die Küche« von Sepp Mall. Erschienen im Leykam Verlag.
Eine Familie kurz vorm Abschied ohne Abschied.
»In unserer Familie gab es keine Wörter für den Abschied.«
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»Muna oder Die Hälfte des Lebens« von Terézia Mora. Erschienen im Luchterhand Literaturverlag.
Ein Platten im Fahrradreifen auf dem Weg ins Krankenhaus.
»Meine Mutter stirbt vielleicht, schrie ich in den Innenhof hoch, und ihr stecht mir das Rad auf? Verreckt doch alle!«
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»Doppler« von Thomas Oláh. Erschienen im Müry Salzmann Verlag.
Statt Familienausflug steht plötzlich alles auf dem Kopf.
»Ich freue mich aufs Ende, nicht auf das, was dann kommen wird, sondern darauf, dass das wilde Geschaukel und Gewerfe endlich ein Ende hat, mir ist übel.«
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»Unschärfen der Liebe« von Angelika Overath. Erschienen im Luchterhand Literaturverlag.
Kurz vor der Abfahrt des Zuges.
»Unterwegs war er noch nirgendwo und mußte niemand sein.«
Weiterlesen? ☹️
»Vatermal« von Necati Öziri. Erschienen bei claassen.
Wie könnte der Feierabend beim unbekannten Vater aussehen?
»Wie sagt man »Papa«, ohne dass ein Fragezeichen zu hören ist?«
Weiterlesen? 😃
»Kochen im falschen Jahrhundert« von Teresa Präauer. Erschienen im Wallstein Verlag.
Gastgebend unter Freund*innen.
»Das erste Salz? Natürlich schmeckt es salzig, rief die Gastgeberin und lachte.«
Weiterlesen? 😃
»Die Möglichkeit von Glück« von Anne Rabe. Erschienen bei Klett-Cotta.
Von Geburten und Crémant.
»Jüngstes Glied einer langen Kette unglücklicher Umstände, die meine Familie sein würden.«
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»Laufendes Verfahren« von Kathrin Röggla. Erschienen im S. Fischer Verlag.
Protokoll bei einem Gerichtsprozess.
»Wir werden also wie eine zufällig zusammengewürfelte Gruppe der Zuhörenden und Weghörenden wirken, denn manchmal muss man auch weghören, manchmal muss man einfach abschweifen, denn die Dinge werden sich ja wiederholen.«
Weiterlesen? ☹️
»Echtzeitalter« von Tonio Schachinger. Erschienen im Rowohlt Verlag.
Tag der offenen Tür im Internat mit Mauern.
»Vielleicht ist es normal für ein Kind, das seine Vorstellung von Internaten den Harry-Potter-Filmen und den Harry-Potter-Computerspielen verdankt, einen Ort zu sehen, an den es nicht gehört, und sich vorzustellen, es könne der dorthin passende Mensch werden.«
Weiterlesen? 😃
»Maman« von Sylvie Schenk. Erschienen im Carl Hanser Verlag.
Ein Blick zurück auf die unbekannte Mutter.
»Unsere Mutter, die sprach nur mit der Wäsche und mit Babys.«
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»Monde vor der Landung« von Clemens J. Setz. Erschienen im Suhrkamp Verlag.
Ein Markttag in Worms mit einem Strauß, der fürs Kino Werbung macht.
»Wer in Worms lebt, lebt auf dem Planeten Erde.«
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»Südstern« von Tim Staffel. Erschienen im Kanon Verlag Berlin.
Letzte Runde im Lokal und dann wird das Licht angemacht!
»Draußen erwartet sie nur Treibstand, hier drinnen können sie sich noch für einen Augenblick an etwas Unsichtbarem festhalten.«
Weiterlesen? ☹️
»Drifter« von Ulrike Sterblich. Erschienen bei Rowohlt Verlag Hundert Augen.
Auf dem Weg zur Pferderennbahn mit überraschenden Buchentdeckungen.
»Geben Sie mir Ihr bestes Ticket«, hatte er zum Automaten gesagt.«
Weiterlesen? 😐
Das offizielle Smiley-Ergebnis 2023 für die Leseproben des Deutschen Buchpreises:
😃 = 10
😐 = 3☹️ = 7
Meine persönliche Shortlist würde folgendermaßen aussehen:
Wie das die Jury sieht, erfahren wir am 19. September, dann wird die Shortlist bekanntgegeben. Am 16. Oktober findet die Preisverleihung in Frankfurt statt.
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