Ein letztes Mal für dieses Jahr die gelesenen Bücher raussuchen und erstaunt feststellen, dass da doch eine ganze Menge zusammengekommen ist. Wann genau eigentlich? Der Dezember ist so schnell vergangen und war voll mit Arbeit, Weihnachten, Zugfahrten und jeder Menge Schlafstunden. Trotzdem haben sich elf Bücher zusammengefunden, die ich im Dezember gelesen habe.
»Vater unser« von Angela Lehner.
Die letzte Buchclub-Lektüre 2023 hat mich sehr amüsiert. Schwarzer Humor in einer österreichischen Psychiatrie – was kann da schon schief gehen? »Vollendung, denke ich mir, ist immer ausreizbar.« (Seite 27)
»Zuunterst immer Wolle« von Helga Flatland. Aus dem Norwegischen von Elke Ranzinger.
Anne von Fuxbooks hatte schon häufiger von diesem Buch geschwärmt und beim letzten Markt der unabhängigen Verlage im Literaturhaus München konnte ich nicht mehr widerstehen. Zum Glück! Helga Flatland wechselt behutsam die Perspektive zwischen Mutter und Tochter und erzählt, was Familie sein könnte.
»Foster« von Claire Keegan.
Nachdem mich im November »Small Things Like These« sehr entzückt hat, konnte ich selbstverständlich nicht lange mit der nächsten Keegan-Lektüre warten. »Foster« hat mir ebenso gut gefallen, Claire Keegan gelingt es wirklich auf wenigen Seiten die Grundpfeiler menschlichen Zusammenlebens zu schildern. Die Verfilmung von »Foster« mit dem Titel »The Quiet Girl« hat mir leider nicht ganz so gut gefallen, weil hier doch einiges künstlich in die Länge gezogen wird, um einen Film mit über 90 Minuten zu bekommen.
»Baumgartner« von Paul Auster. Aus dem Englischen von Werner Schmitz.
Wie bereits bei Instagram verkündet: Das ist wohl das traurigste Buch, das ich 2023 gelesen habe. Wie Paul Auster hier sehr behutsam und feinfühlig das Leben eines alten Mannes beschreibt, ist wirklich etwas ganz Besonderes. Und wenn man dann den allerletzten Satz liest, kann man nur melancholisch seufzen. Ein wirklich gutes Buch von einem wirklich guten Schriftsteller.
»Lichtspiel« von Daniel Kehlmann.
Ehrlich gesagt war ich ein wenig skeptisch, ob mir dieses Buch nicht zu gewollt mit dem Filmthema umgeht, aber – ich habe mich glücklicherweise getäuscht! Daniel Kehlmann erzählt wie in einem guten Kinofilm vom Auf und Ab eines Regisseurs, der trotz bester Vorsätze zum Mitläufer des Nazi-Regimes wird.
»Eine Frau« von Annie Ernaux. Aus dem Französischen von Sonja Finck.
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»Die Scham« von Annie Ernaux. Aus dem Französischen von Sonja Finck.
Zum Jahresende ein wenig Annie Ernaux, das schadet nie. Auch wenn ich langsam den Überblick verliere, was ich von ihr schon gelesen habe und was mir noch fehlt. In »Eine Frau« schreibt Annie Ernaux kurz nach dem Tod ihrer Mutter über deren Leben. «Die Scham« stellt eine prägende Kindheitserinnerung in den Mittelpunkt, die das weitere Leben von Annie Ernaux prägen sollte.
»Oben Erde, unten Himmel« von Milena Michiko Flašar.
Ich hatte mich sehr auf die Lektüre gefreut, weil ich das Setting mit einer Putzfirma, die sich darauf spezialisiert hat, die Wohnungen von kürzlich Verstorbenen zu reinigen, sehr gefallen hat. Nur konnte ich mit der Protagonistin wenig anfangen und der zähe Schreibstil hat mich immer wieder aus der Geschichte gerissen. Das war leider so gar nicht meins.
»Licht und Zorn« von Lauren Groff. Aus dem Englischen von Stefanie Jacobs.
Das Buch stand wirklich viel zu lange ungelesen im Regal. Ein wenig hat mich »Licht und Zorn« an »Cleopatra and Frankenstein« erinnert, nur ist »Licht und Zorn« noch düsterer und zorniger. Der Fokus auf das Ehepaar Lancelot und Mathilde, die so ganz füreinander bestimmt zu sein scheinen und bei denen man erst nach und nach merkt, dass irgendetwas nicht passt, hat mir wirklich sehr gut gefallen.
»Gittersee« von Charlotte Gneuß.
Ein sehr spontaner Buchkauf während des Weihnachtsbesuchs in Halle, obwohl »spontan« nicht so richtig passt, weil ich schon länger »Gittersee« lesen wollte. Mit jugendlichen Protagonist*innen habe ich manchmal Probleme, doch im Gegensatz zu Margarita aus »Gewässer im Ziplock« hat mich Karin in »Gittersee« wirklich bis zum Ende hin arg genervt. Trotzdem eine gute Lektüre durch den ganz eigenen Blick auf die DDR.
»Mary Ventura und das neunte Königreich« von Sylvia Plath. Aus dem Englischen von Eike Schönfeld.
Hier schummle ich nun ein wenig, denn Stand 13:43 Uhr hab ich das Buch noch gar nicht angefangen. Bei knapp 36 Seiten bin ich aber doch sehr positiv gestimmt, dass ich das dieses Jahr (Lieblings-Dad-Joke!) noch schaffen werde. Und mit Sylvia Plath kann man auch wenig falsch machen.
2 Kommentare:
Liebe Marina
Wow, elf Bücher sind ja wirklich toll, vor allem, weil dein Dezember so voll war.
Deine Highlights werde ich mir gleich einmal näher ansehen. "Oben Erde, unten Himmel" habe ich übrigens im Herbst gelesen und nach einem eher zähen Anfang hat es mir nachher sehr gut gefallen.
Alles Liebe
Livia
https://samtpfotenmitkrallen.blogspot.com/2023/12/lese-statistik-dezember-2023.html
Hallo Marina,
bezüglich Claire Keegan kann ich Dir nur recht geben. »Small things like these« haben wir auch in unserem Lesekreis mit viel Freude gelesen. Ich hatte es im Februar rezensiert:
https://mittelhaus.com/2023/02/19/claire-e-small-things-like-these/
Auf »Foster« bin ich noch sehr gespannt, im Dezember habe ich erstmal »So late in the day« gelesen und rezensiert:
https://mittelhaus.com/2023/12/20/claire-keegan-so-late-in-the-day/
Anschließend waren die Kurzgeschichten, die unter dem Titel »Antartica« veröffentlicht wurden, dran. Sehr sehr herb, sehr irisch und eindrucksvoll.
Du hast eine interessante Buchauswahl und ich werde öfter auf Dein Blog schauen!
Gruß aus Berlin, Michael
https://mittelhaus.com/
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