Donnerstag, 3. Oktober 2024

Lesezeit im September 2024

Ich hab doch gesagt, dass der nächste Monatsrückblick nicht lange auf sich warten lässt. Nun ist also wirklich schon Oktober und damit irgendwie das Jahr schon fast vorbei, was ich unglaublich finde. Es freut mich aber sehr, dass ich für meine neue Übergangsjacke schon eine Kastanie gefunden habe, die jetzt in der Jackentasche herumgetragen wird, denn so will es das Herbstgesetz. Ohne Kastanie, ohne mich! Wenn man doch Bücher auch so einfach in Jackentaschen verstauen könnte! Beste Überleitung zu den gelesenen Büchern im September, oder? Sieben gelesene Bücher stehen auf der Liste, die meisten davon habe ich als Urlaubslektüre in Prag gelesen. Urlaub! Sommer! Und jetzt rede ich von Kastanien in Übergangsjacken. Verrückt. Gut, dass Bücher keine Jahreszeiten kennen.

Im September habe ich gelesen:


»A Cage Went in Search of a Bird. Ten Kafkaesque Stories« mit Texten von Ali Smith, Joshua Cohen, Elif Batuman, Naomi Alderman, Tommy Orange, Helen Oyeyemi, Keith Ridgway, Yiyun Li, Leone Ross und Charlie Kaufman.
Weil ich so schlecht darin bin abzuschätzen, wie viele Bücher ich im Urlaub lese, musste ich leider, leider während unseres Prag-Aufenthalts noch ein Buch zusätzlich kaufen. »A Cage Went in Search of a Bird« ist eine eigenwillige Sammlung von ganz unterschiedlichen Texten, die im weitesten Sinne »kafkaesk« sein sollen, was auch immer dieses Wort bedeuten mag. Besonders mochte ich die Texte von Elif Batuman (über die Bewerbung für eine Wohnung), Naomi Alderman (über den Bau eines Turms), Tommy Orange (über Schmerzen) und Keith Ridgway (über einen Vermieter).

»Selbst schuld!« herausgegeben von Ann-Kristin Tlusty und Wolfgang M. Schmitt.
Schuldgefühle, yay! In diesen 13 Beiträgen geht es um Schuldgefühle bei Themen wie Armut, Familie, Klima, Instagram, Faulheit etc. und warum wir sehr häufig nicht selbst schuld sind, wir bzw. andere uns das aber gerne einreden. Ich liebe die Vielfalt der Texte und habe durch die Anthologie einige neue interessante Stimmen entdeckt bzw. mich daran erinnert, dass ich von den Personen echt mal mehr lesen sollte. 

»Wir waren Sappho« von Selby Wynn Schwartz. Aus dem Englischen von Luca Mael Milsch.
Welch herausfordernde, fantastische, besondere Lektüre! Selby Wynn Schwartz lässt eine Wir-Stimme über Jahrhunderte hinweg von lesbischen und feministischen Frauen (unter anderem Virginia Woolf, Colette, Sibilla Aleramo oder Gertrude Stein) erzählen. Und immer wieder kehren wir zu Sappho zurück, der antiken griechischen Dichterin, von der ich jetzt natürlich auch sofort etwas lesen möchte.

»Die Sommer« von Ronya Othmann.
Ronya Othmann steht gerade mit ihrem neuen Buch »Vierundsiebzig« auf der Shortlist des Deutschen Buchpreis 2024 und ich hab nun endlich einmal ihren ersten Roman »Die Sommer« gelesen, der mir wirklich sehr gut gefallen hat, weil Ronya Othmann so berührend Privates und Politisches miteinander verbindet. Und man wird es nun ahnen: »Vierundsiebzig« will ich wirklich dringend bald mal lesen!

»Im Wasser sind wir schwerelos« von Tomasz Jedrowski. Aus dem Englischen von Brigitte Jakobeit.
Polen in den 1980er-Jahren. Ludwik verliebt sich in Janusz und verbringt mit ihm einige glückliche Tage beim Zelten im Wald. Aber als der Alltag sie zurück begrüßt, muss sich ihre Beziehung verabschieden. Weil Ludwik verbotenerweise »Giovannis Zimmer« von James Baldwin liest, habe ich mir nach der Lektüre fest vorgenommen, endlich auch mal wieder ein Buch von James Baldwin zu lesen. Auch schön. 

»White Tears/Brown Scars« von Ruby Hamad.
Eine weitere Buchclub-Lektüre, die sich mit dem weißen Feminismus auseinandersetzt und warum »only white damsels can be in distress«. Mir haben besonders gut die unzähligen Beispiele von women of color gefallen oder eben nicht gefallen, weil es wirklich unglaublich ist, wenn eine Schwarze Frau gekündigt wird, nachdem sie sich beschwert hat, weil eine weiße Frau ihre Haare angefasst hat und sie das nicht wollte, woraufhin die weiße Frau in white woman tears ausbricht. 

»Weltalltage« von Paula Fürstenberg.
Bitte sagt mir, dass ich nicht die einzige Person bin, die beim Buchtitel immer erst »Welt-Alltage« liest. Danke. Davon unabhängig habe ich die Lektüre wirklich sehr stark geliebt, denn es geht um Listen (Listen!) und eine Freundschaft, die sich verschiebt und das Aufwachsen in der Arbeiterklasse und der Aufstieg daraus und um Krankheit und Gesundheit und Depression und ums Aufschreiben von all dem. Ein Lieblingsbuch fürs Herz.

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