Sonntag, 1. Dezember 2024

Lesezeit im November 2024

Entschuldigung, wieso ist denn bitte schon Dezember? So war das aber nicht bestellt. Denn ehrlicherweise haben sich die Wochen im November so gezogen, das hätten nun auch zwei Monate sein können. Termine gab es auch genug, den Bayerischen Buchpreis zum Beispiel, einen Opern-Besuch (»Die Passagierin«, sehr zu empfehlen!) oder eine offene Theaterprobe zu »Baumeister Solness« (ebenfalls zu empfehlen!) und natürlich Kinofilme und Essensdates. Und heute zum ersten Advent wird die minimalistische Weihnachtsdeko in Form von Lego ausgepackt und aufgebaut und demnächst sollte ich wohl mal mit der Bastelei von Weihnachtskarten beginnen. Verrückt. Deswegen erst einmal ein Blick zurück zu den gelesenen Büchern im November.

»Pleasure« von Jovana Reisinger.
Das dritte Trostkauf-Buch aus dem Oktober hat mich zu Beginn wirklich sehr gut unterhalten, dann wurde es aber ein klein wenig zäh, was aber auch an meiner kurzzeitigen Leseunlust im November liegen könnte. Denn eigentlich mag ich die Bücher von Jovana Reisinger sehr gerne. Und ich mochte auch ihre Erzählungen von Essensdates in Berliner Feinkostläden, doch manchmal mäanderte es etwas stark vor sich hin. 

»Das Herz wirft in der Brust keinen Schatten« von Noemi Somalvico.
Ich mochte »Ist hier das Jenseits, fragt Schwein« von Noemi Somalvico sehr, sehr gerne und war entsprechend gespannt auf ihr nächstes Buch. Dieses Mal kein Roman, sondern Erzählungen, die zärtlich und unromantisch mit viel Liebe zur Sprache vom Gefühlsleben ihrer Protagonist*innen berichten. Und ich bin wieder ein wenig verliebt.
»Einmal hatte ein Liebhaber zu ihr gesagt: Gibt es Dinge, über die du niemals sprichst? Trotz eines innerlichen Lachanfalls sagte sie ernst: Über Gänsereiher.«

»Einige Herren sagten etwas dazu. Die Autorinnen der Gruppe 47« von Nicole Seifert.
Ich bin immer noch ein wenig traurig, dass die Lesung mit Nicole Seifert im Oktober ausgefallen ist (wie auch die Lesung mit Mithu Sanyal damals, da war meine Vorfreude wirklich ein schlechtes Zeichen), aber dafür habe ich nun auch endlich mal ihr Buch gelesen – und sehr gemocht! Oder teilweise eben auch nicht, was an der absurden Behandlung von Autorinnen bei der Gruppe 47 liegt, über die man nur den Kopf schütteln kann. Ich bin auch sehr beeindruckt, wie akribisch Nicole Seifert hierzu recherchiert hat. Einige der besprochenen Autorinnen sind danach direkt auf meine Merkliste gewandert (Christa Reinig, Griseldis Fleming, Helga M. Novak, Elisabeth Plessen), weil ich sehr gerne einmal Bücher von ihnen lesen möchte.

»Mr Salary« von Sally Rooney.
Ich hänge seit Wochen in »Intermezzo« von Sally Rooney fest und komm und komm nicht weiter und weil ich so ungern Bücher abbreche, liegt es nun im Regalfach mit den Büchern, die ich »nur kurz mal pausiere« und da liegt auch »Middlemarch« seit einigen Jahren, deswegen sehe ich da leider ein trauriges Schicksal auf dieses Buch zukommen. Aber eigentlich mag ich Sally Rooney, wie mir dieses sehr dünne, sehr kleine Büchlein wieder gezeigt hat, bei dem ich dann irgendwann die letzte Seite umgeblättert habe und schockiert war, dass es das schon gewesen sein soll. »Mr Salary« ist eine ganz fabelhafte Geschichte über eine junge Frau und einen Mann und deren Beziehung oder Nicht-Beziehung oder wie auch immer man das nennen mag. 

»Eine Frau« von Sibilla Aleramo. Aus dem Italienischen von Ingrid Ickler.
In »Wir waren Sappho« von Selby Wynn Schwartz wird unter anderem vom ersten feministischen Roman Italiens erzählt, der von Sibilla Aleramo stammt. Und weil das Buch nun in einer Neuübersetzung erschienen ist, dachte ich mir, es wäre eine gute Gelegenheit, das direkt einmal zu lesen. Dabei hat es mich stark an Elena Ferrante erinnert, was nichts Schlechtes ist, doch habe ich mich genauso wie bei Ferrante irgendwann ein wenig gelangweilt, weil sich die Protagonistin so stark im Kreis dreht.

»Matrix« von Lauren Groff. Aus dem Englischen von Stefanie Jacobs.
Ich kann nicht glauben, dass ich dieses Buch erst jetzt gelesen habe. 2022 war ich bei einer Lesung von Lauren Groff und habe mir das Buch nicht gekauft, weil ich mir nicht immer ständig Bücher kaufen wollte (ha!) und seitdem ist »Matrix« so ein Buch, das in meinem Kopf sofort ein schlechtes Gewissen auslöst, weil ich es damals nicht gekauft habe (und signieren habe lassen!). Nun aber ist Schluss damit. Und, oh, wie großartig ist bitte »Matrix«? Ich liebe diese Nonnengemeinschaft, ich hätte noch tausend Seiten mehr auf ihrer Seite verbringen können, ich will eine Serie zum Buch und ich will noch mehr von Lauren Groff lesen!

»Das Buch, das deine Gedanken lesen kann« von Marianna Coppo. Aus dem Englischen von Benjamin Dittmann-Bieber.
Ein sehr spontaner Buchkauf beim Markt der unabhängigen Verlage und eine schnelle Lektüre für zwischendurch mit einem amüsanten Zaubertrick. Gefällt mir wirklich sehr und eignet sich sicherlich auch als Weihnachtsgeschenk für Kinder. 

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